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Heer erprobt Ernstfall: Eurofighter-Pilot muss "geborgen" werden

Ein Airbus A 380 begleitet von zwei Eurofighter Abfangjägern des Österreichischen Bundesheeres
Ein Airbus A 380 begleitet von zwei Eurofighter Abfangjägern des Österreichischen Bundesheeres ©APA
Es kann ja technisch faktisch nichts passieren, aber trotzdem: Das Bundesheer testete am Mittwochzum Beginn einer zweitägigen Übung erstmalig im alpinen Gelände auf dem obersteirischen Truppenübungsplatz Seetaler Alpe (Bezirk Murtal) in rund 1.600 Meter Seehöhe den Ernstfall.

Ein Eurofighter stürzt ab, der Pilot sprengt sich mit dem Schleudersitz bei rund 1.000 km/h aus dem Flugzeug und muss nun geborgen werden. Bis zu 24 Stunden kann so eine Bergung dauern. Eurofighter-Pilot Hauptmann Clemens Jäger erklärte am Mittwoch beim Pressetag des Bundesheeres das Szenario: “Rein technisch gesehen ist ein Eurofighter-Absturz nicht möglich, so gut wird der gewartet.” Was aber möglich ist – gerade in einer vogelreichen Gegend wie um den Stützpunkt Zeltweg ist ein sogenannter Vogelschlag. Tiere ab der Größe einer Krähe können bei Aufprall auf einen Eurofighter entweder das Cockpit im wahrsten Sinne des Wortes sprengen, aber auch in ein Triebwerk geraten und so das Kampfflugzeug zum Absturz bringen.

Um mit diesem Worst Case umgehen zu lernen, reicht nicht der Simulator alleine aus, die praktische Übung darf hier nicht fehlen. Eine Bergung kann je nach Witterung bis zu 24 Stunden andauern. Dementsprechend ist der Pilot auch ausgerüstet. Ein Notfunkgerät, Wasserbeutel, schmerzstillende Medikamente, eine Säge, ein Messer sowie ein Spiegel und Pistole für Leuchtmunition, damit ein Bergehubschrauber den Piloten möglichst rasch entdecken und in Sicherheit bringen kann. Nahrung hat der in Not geratene Pilot übrigens keine dabei, da eine Bergung in Österreich in der Regel nicht länger als einen Tag dauern kann.

Bergung per Hubschrauber

Am Mittwoch lag folgendes Szenario vor: Der zu rettende Pilot wird auf der Seetaler Alpe ausgesetzt und von einem Bergehubschrauber der Type Alouette III gepeilt. Der Helikopter fliegt an, der Pilot schießt eine Leuchtpatrone in die Luft, damit er möglichst schnell lokalisiert werden kann. Im vorliegenden Fall hebt er noch beide Hände in die Höhe und signalisiert somit: “Bin nicht verletzt”. In der Kanzel des Hubschraubers bereiten sich Pilot, Techniker und Flugretter auf eine Windenbergung vor. Der Flugretter seilt sich mit Hilfe einer Winde rund 15 Meter zum Piloten ab, der Hubschrauber bleibt in der Luft “stehen” und wartet, bis der Flugretter am Boden den Piloten mit einem sogenannten Petzl-Dreieck transportfähig gemacht hat. Nun kommt das Aufseilen, wobei der Techniker dann dem Piloten beim Einsteigen in den rettenden Hubschrauber behilflich ist.

Die Bergung wirkt simpler, als sie tatsächlich ist, denn nur durch das eingespielte Team Pilot-Techniker-Flugretter ist es möglich, einen in Not geratenen Flugzeugführer auch aus Gletscherspalten oder Schluchten zu befreien. Damit die Gefahr eines Vogelschlags am Fliegerhorst Zeltweg reduziert werden kann, sind seit kurzem Hybridfalken im Einsatz, die größere Vögel von der Luft auf den Boden holen, ohne sie zu verletzen. “Diese vom Falken ‘erschrockenen’ Vögel meiden danach den Flugplatz und die Umgebung”, weiß Eurofighter-Pilot Hauptmann Clemens Jäger zu berichten.

(APA)

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