Haydns Sprache
Erzählung
Die Erzählung hat analog zu den Symphonien Haydns vier Teile, die Leben, Arbeit und Werk des Komponisten vor dem Hintergrund seiner Zeit zum Inhalt haben.
Allegro, Adagio, Menuett und finales Presto bilden die formale Vorgabe, der in literarischer Form entsprochen wird. Die Klage Haydns zu Beginn – dass seine Sprache kein Hund versteht – wird am Schluss der Erzählung nochmals aufgegriffen und – cynisch – gewendet. Weiß man doch auch vorher nicht so recht, wo die Grenzen von Ernst und Scherz verlaufen.
Meine Sprache versteht kein Hund, bellte Haydn. Oder war es der Hirtenhund neben ihm, in ihm? Er hatte die schwarzen Notenschafe mit seinem weißen Federstab zu einer sich aus dem Tohuwabohu formenden Her de zusammengetrieben, -geschrieben, eine Ballung aus anschwelenden Tönen, die sich zu einem Urknall verdichteten, den der Schöpfer im Kopf hatte.
Haydns Erscheinung
Schauspiel
In seinem 200. Todesjahr erscheint Haydn, dramatisch neu – belebt, auf der Bühne des 21. Jahrhunderts, was den Meister gleichzeitig reizt und irritiert. Dass er, zurückversetzt in seine Zeit und Welt, stark im Kommen ist, bringt in sein Auftreten eine ungeheure komödiantische Dynamik.
Die Welt, die nach mir kommt: Was wird sie mit mir aufführen? Sie wird mich festspielen. Hier an diesem Ort (in Eisenstadt) werde ich in zweihundert Jahren so festgespielt sein, dass ich mich selbst nicht kenne. Eine Tragödie. Was für ein Theater man mit mir macht!
Siegmund Kleinl
Geboren 1956 in Schützen am Gebirge, (Burgenland). Studium der Germanistik und Theologie in Wien. Professor am Gymnasium Wolfgarten Eisenstadt. Freier Mitarbeiter der NN-fabrik. Literat und Essayist.
Veröffentlichungen: Tugend. Szenische Anspielungen (1992) / Sigma. Erzählung (1994) / DorfMale. Ein Umsinnen (1998) / Eine Welt. MitTeilungen (2002) / Male – poetische Tastatouren. Gedichte (2003) / Kunstbuch Male – poetische Tastatouren” mit Radierungen von Wolfgang Horwath, konzipiert und handgebunden von Johannes Haider. Auflage: 21 (2003) / Skripturen des Unbequemen. Der Künstler Wolfgang Horwath. Essay-Erzählung (2006) / Texte in Anthologien, Literatur- und Kunstzeitschriften und im ORF. / Entscheidungsspiel. Ein Fußballdrama (2008) – inszeniert in einer Film-Theaterinstallation von Peter Wagner. / Landespreis des Burgenlandes für Literatur mit dem Prosatext Haydns Sprache. (2008)