AA

Haydn-Jahr - Ein gewaltiges Schaffen ist zu feiern

Vielarbeiter Haydn hinterließ mehr als hundert Symphonien und Kammermusikwerke, sowie zahlreiche Opern, Messen und Konzerte - Es ist ein geradezu unüberschaubares Werk, das im Gedenkjahr gefeiert und aufgeführt werden will.

Je nach Zählung bis zu 108 Symphonien, 24 Opern, 14 Messen, 32 Solokonzerte, sechs Oratorien, 278 Kammermusikwerke, 52 Klaviersonaten, 273 schottische Volkslieder und unzählige weitere Lieder, versammelt im Hoboken-Verzeichnis, hinterließ der Vielarbeiter Joseph Haydn der Nachwelt und veränderte damit den Lauf der Musikgeschichte ganz entscheidend mit. Vor allem in der Symphonie und in der Kammermusik gehört “Papa Haydn” zu den tatsächlichen “Gründervätern” einer ganzen Gattung.

Unter einer “Sinfonia” verstand man ursprünglich Musik im Allgemeinen, später dann Werke für mehrere Musiker. Haydn schrieb erstmals ein symphonisches Werk mit vier Sätzen, was seither als Norm gilt. Seine erste komponierte er 1795 im Schloss des Grafen Morzin in Lukavec, mehr als hundert weitere sollten folgen. Ihre Zahl variiert zwischen 100 und 108, je nachdem welche Werke mitgezählt werden. Große Beliebtheit erreichten etwa die “Symphonie mit dem Paukenschlag”, die “Abschiedssymphonie”, die “Uhr”, die “Londoner Symphonien” oder die “Pariser Symphonien”. Als weitere Orchesterwerke schuf Haydn eine Sinfonia Concertante für Solo-Violine, -Cello, -Oboe und -Fagott sowie die Orchesterfassung der “Sieben Letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze”.

Ebenso wie die Symphonien waren auch Haydns Streichquartette stets ein sofortiger Publikumserfolg. Kammermusik und Divertimenti komponierte Haydn geradezu für den “Hausgebrauch”: Familienmitglieder, aber auch Teile der Dienerschaft spielten sie gemeinsam zur abendlichen Unterhaltung. 84 Streichquartette, elf Sonaten für Klavier und Violine bzw. Flöte, 41 Klaviertrios, 21 Streichtrios, 6 Sonaten für Geige und Bratsche, sowie 125 Trios für Baryton, Bratsche und Cello verfasste Haydn. Besonders bekannt: Quintenquartett, Kaiserquartett, Lerchenquartett, Vogelquartett und Sonnenaufgangsquartett.

Im Laufe seiner Karriere machte Haydn ebenso mit zahlreichen ausgezeichneten Musikern Bekanntschaft wie mit fleißigen Musikschülern, allen voran Damen der höheren Gesellschaft, die bei ihm Unterricht nehmen wollten. Dementsprechend breitgefächert sind auch die Schwierigkeitsgrade seiner Werke, von den einfacheren Divertimenti über etwa 50 Klaviersonaten bis zu weiteren 50 Solokonzerten, u.a. für Oboe, Horn, Orgel, Lyra, Baryton, Violone und Cello, aber auch ganze elf Klavierkonzerte sowie das berühmte Trompetenkonzert.

Im von Fürst Nikolaus Esterhazy eigens erbauten Schloss Eszterhaza verfügte Haydn sogar über ein eigenes Opernhaus, für das er immer wieder neue Stücke zu liefern, aber auch Werke anderer zu dirigieren hatte. Im Jahrzehnt von 1770 bis 1780 dirigierte Haydn nicht weniger als 1.038 Aufführungen, davon 60 Uraufführungen. Heute eher selten gespielt, stehen die 24 Opern Haydns aber wohl mehr als alle anderen Werke des Komponisten im Schatten Mozarts. In den vergangenen Jahren erlebten sie dennoch eine vorsichtige Renaissance. So dirigierte erst im vergangenen Jahr Nikolaus Harnoncourt “Orlando Paladino” im Theater an der Wien, zum Abschluss des Haydn-Jahres bringt er gemeinsam mit Tobias Moretti “Il mondo della luna” ebendorthin. In Salzburg wird im Sommer die “Armida” wieder aufgenommen, in Zürich kommt im Frühjahr “La fedeltà premiata” ins Programm, in Budapest “Orfeo ed Euridice”.

Zu den bedeutendsten und meistgespielten Werken Haydns zählen seine geistlichen Kompositionen. 14 Messen, darunter die Theresienmesse, die Nicolai-Messe, die Mariazeller Messe sowie die beiden Orgelsolomessen, finden auch heute in verschiedensten Fassungen häufigen sonntäglichen Gebrauch. Bei seinen Reisen nach England kam Haydn durch die Werke von Georg Friedrich Händel in Kontakt mit dem Oratorium und widmete ihm seine letzten Lebensjahre in Wien. Sechs Stück komponierte er, darunter die bekannten “Jahreszeiten” ,”Die Heimkehr des Tobias”, die “Sieben Letzten Worte”, sowie jenes Werk, das an seinem Todestag rund um die Welt gespielt wird: “Die Schöpfung”, geschrieben zwischen 1796 und 1798, zählte schon zu Lebzeiten zu seinen größten Erfolgen. Allein im Jahr 1800 sind mehr als 20 Aufführungen zwischen Prag, London, Paris, Salzburg und Bayreuth dokumentiert.

Die bekannteste Melodie aus Joseph Haydns Feder war auch sein eigenes Lieblingswerk – das er in seinen letzten Lebensjahren immer wieder am Klavier spielte. Sie erlebte Dutzende Variationen – einige schon von Haydn selbst – und mindestens ebenso viele Textversionen: 1797 erfüllte Haydn mit der Hymne “Gott erhalte” einen Kompositionsauftrag zur Stärkung der Solidarität mit dem Kaiser. Heute noch als deutsche Nationalhymne im Einsatz, schuf Haydn damit eine der meistgespielten Melodien der Musikgeschichte.

 

  • VIENNA.AT
  • Haydn
  • Haydn-Jahr - Ein gewaltiges Schaffen ist zu feiern
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen