AA

Hauptverdächtigter im Mordfall Djindjic gefasst

Der mutmaßliche Hauptorganisator des Mordes an dem serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic, Milorad Lukovic „Legija“, hat sich Polizei gestellt.

Der stellvertretende Innenminister Milorad Milosevic erklärte gegenüber elektronischen Medien, dass Lukovic am Sonntagabend vor seiner Villa im noblen Belgrader Stadtviertel Filmski Grad erschienen sei. Er habe dem dort postierten Polizisten den Wunsch geäußert, sich zu stellen. Lukovic sei festgenommen worden, ein Verfahren sei im Gange, steht in einer Aussendung des Innenministers Dragan Jocic.

Der einstige Kommandant der berüchtigten Spezialpolizeieinheit „Rote Barette“ war seit der Ermordung von Djindjic am 12. März des Vorjahres untergetaucht. Lukovic wird verdächtigt, bei dem Mord die Fäden gezogen zu haben. Die tödliche Schüsse wurden allerdings vermutlich vom damaligen stellvertretenden Kommandanten der „Roten Barette“, Zvezdan Jovanovic „Zveki“, abgegeben. Mehrere Mitglieder der landesweit größten Mafia-Gruppe aus dem Belgrader Vorort Zemun, sowie einige andere Angehörige der Sonderpolizeieinheit sollen Beihilfe geleistet haben.

Der Anwalt von Lukovic, Momcilo Bulatovic, sagte gegenüber dem TV-Sender „BK“, dass er noch keine offizielle Nachricht über die Festnahme seines Mandanten erhalten habe.

Wegen der Ermordung des Regierungschefs wurden im Vorjahr 13 Personen angeklagt. Nachdem sich „Legija“ gestellt hat, sind noch weitere sieben auf der Flucht. In der Causa Djindjic läuft seit Ende Dezember ein Prozess vor einem Belgrader Sondergericht. Der mutmaßliche Todesschütze Jovanovic hatte zunächst gestanden, später sein Geständnis aber widerrufen. „Legija“ war als „Erstangeklagter“ nach dem Mord untergetaucht.

Gegen Lukovic wurden außerdem noch zwei weitere Anklagen erhoben. Er soll auch die Entführung und Ermordung des früheren serbischen Präsidenten Ivan Stambolic im August 2000 maßgeblich mitorganisiert haben. Im Oktober 1999 soll er in einen mysteriösen Verkehrsunfall in der Nähe von Belgrad verwickelt gewesen sein, bei dem vier Spitzenpolitiker der Serbischen Erneuerungsbewegung (SPO) ums Leben gekommen waren. Der derzeitige serbisch-montenegrinische Außenminister Vuk Draskovic (SPO) kam damals mit leichten Verletzungen davon.

Lukovic, der einstige Angehörige der französischen Fremdenlegion, war in den frühen 90-er Jahren an den Kriegen in Kroatien, Bosnien-Herzegowina sowie im Kosovo beteiligt.

Am Vorabend der politischen Wende in Belgrad war Lukovic am 4. Oktober 2000 mit Djindjic zusammengekommen. Damals soll er dem künftigen Regierungschef versprochen haben, seine Einheit nicht gegen Oppositionsanhänger einzusetzen, die am Tag danach zu großen Protesten gegen das Regime von Präsident Slobodan Milosevic in Belgrad erwartet worden waren. Nach der Wende genoss „Legija“ den Ruf eines der Helden des 5. Oktober.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Hauptverdächtigter im Mordfall Djindjic gefasst
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen