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Häupl und Nettig auf Promo-Tour

Nettig, Häupl &copy APA
Nettig, Häupl &copy APA
New York: Neues Outfit für das Wiener Kaffeehaus der UNO - Treffen mit Vorsitzendem des World Jewish Congress Israel Singer bezüglich der NS-Entschädigungen.

Keine zehn Jahre ist das Wiener Kaffeehaus im New Yorker UNO-Gebäude alt und war doch bereits renovierungsbedürftig. Auf ihrer USA-Reise hatte deshalb eine Delegation aus der Bundeshauptstadt mit Bürgermeister Michael Häupl (S) und Wirtschaftskammerpräsident Walter Nettig an der Spitze neues Mobiliar im Gepäck: 50 Thonet-Sessel und zwölf klassische Kaffeetische wurden im Beisein der stellvertretenden UNO-Generalsekretärin Loise Frechette übergeben.

Ein kleines Stück der Bundeshauptstadt

Häupl, der derzeit zusammen mit Nettig an der Ostküste der USA für den Standort Wien wirbt, meinte, mit der Renovierung sei „ein lang gehegter Wunsch“ in Erfüllung gegangen. Der Vorteil Österreichs sei immer gewesen, Rahmenbedingungen zu schaffen, bei denen Menschen zusammenkommen und Kompromisse finden können. Es sei mit dem „Cafe Wien“ gelungen, ein kleines Stück der Bundeshauptstadt in die Welt zu tragen.

Auch Nettig betonte, dass die Wiener Gemütlichkeit sehr eng mit der Einrichtung des Kaffeehauses verbunden sei. Deshalb wäre man stolz auf dieses „Kommunikationszentrum“ der Vereinten Nationen, das seinen Zweck erfülle.

“Wahrzeichen des Gebäudes”

Dies wurde auch von Frechette bestätigt. Dass das „Wahrzeichen des Gebäudes“ bereits jetzt renovierungsbedürftig gewesen sei, zeige „wie sehr wir alle dieses Cafe lieben“, freute sich die stellvertretende UNO-Generalsekretärin über das Wiener Geschenk. Hier seien viele Kompromisse und Resolutionen entstanden.

1995 war das Kaffeehaus den Vereinten Nationen von der Republik Österreich geschenkt worden. Das neue Mobiliar bestehend aus den Thonet-Klassikern samt passenden Tischen schlug nun mit 11.982 Euro exklusive der Transportkosten zu Buche. Die Kosten wurden dabei anteilig von der Stadt und der Wirtschaftskammer Wien getragen. Im November sollen noch die Polstermöbel neu bezogen werden – momentan wird der Stoff für die UNO nachgewebt, da er im Standardprogramm der Firma ausgelistet wurde.

Echte Wiener Kaffeehaus-Geher dürfte die New Yorker Variante, die vom Caterer der UNO betrieben wird, allerdings dennoch enttäuschen. Zwar sind Mobiliar und die Stiche von Wiener Motiven an den Wänden durchaus vertraut – die Karte hingegen entspricht US-Standard. So kann der Kaffeetrinker zwar zwischen Sorten wie „Eye Opener“ und „Caffe Americano“ wählen, eine Melange oder einen echten Einspänner sucht er hingegen vergebens. Ebenso sind die für Amerika obligatorischen Bagels, Muffins und giftgrüne Pistazientorten zu haben – eine Sachertorte fehlt hingegen.

Gespräche über NS-Entschädigungen

Der Allgemeine Entschädigungsfonds zur Abgeltung von in der NS-Zeit erlittenen Vermögensverlusten war am Montag Thema einer Unterredung von Wiens Bürgermeister Michael Häupl (S) mit dem Vorsitzenden des World Jewish Congress, Israel Singer, in New York. Kurz vor dem Mitte dieser Woche beginnenden jüdischen Erntedank, dem Laubhüttenfest, besuchte das Stadtoberhaupt am Montag zudem Rabbi Arthur Schneier und dessen Schule.

Das Gespräch mit Singer drehte sich um die vorzeitige Auszahlung der Gelder aus dem österreichischen Entschädigungsfonds. Die Zahlungen liegen derzeit auf Eis, da in den USA noch zwei Klagen aus dem Titel „Restitution“ anhängig sind und daher keine Rechtssicherheit besteht.

Argumentationsnot

Seine Aufgabe sei zwar das Einzahlen in den Fonds, nicht aber das Auszahlen gewesen, was nur von der Bundesregierung veranlasst werden könne, betonte Häupl. Dennoch habe er Singer zugesagt, in dieser Frage nochmals das Gespräch mit Kanzler Wolfgang Schüssel (V) zu suchen. Man käme schließlich in Argumentationsnot, wenn die Hälfte der Anspruchsberechtigten zum tatsächlichen Auszahlungsbeginn bereits tot seien.

Rabbi Schneier sei „für das Weltjudentum das, was Kardinal König für die katholische Kirche war“, hatte Häupl zuvor seinen alten Bekannten geehrt. Dieser, ein gebürtiger Wiener, dessen Familie vor den Nazis flüchten musste, warnte im Gespräch mit dem Stadtoberhaupt vor den Gefahren des internationalen Terrorismus. Religion sei ein Feuer, das sowohl wärmen als auch verbrennen könne.

Herausforderung: Integration der Moslems

Man müsse deshalb den Dialog mit den Verständigen suchen und zugleich wachsam sein. Keiner könne sagen, wo „die Barbaren unserer Zeit“ als nächstes zuschlagen. Eine der größten Herausforderungen Europas und damit Österreichs sei die Integration der dort lebenden Moslems.

Auch der Bürgermeister betonte, dass eines der wichtigsten Ziele Wiens das Miteinander der verschiedenen Religionen sei. Darin wolle man auch „ein bisschen Vorbild für die Welt sein“, hoffte Häupl. Man habe kein Problem mit radikalen Moslems. Dabei sei man keine Insel der Seligen – dies sei „harte Arbeit“.

Gesänge für Häupl und Nettig

In der Park East Synagoge, der die Schule angeschlossen ist, wurden Häupl und Nettig von den Schülern anschließend mit lautstarken hebräischen Gesängen und der amerikanische Nationalhymne empfangen.

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