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Hat Berlusconi Kontakte zur Mafia?

Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat nach Angaben eines übergelaufenen Mafiabosses „direkte Kontakte“ mit der sizilianischen Mafia unterhalten.

Die Mafia habe bei Wahlen die Kandidaten des Berlusconi-Bündnisses unterstützt, zitierten italienische Zeitungen am Mittwoch den ehemaligen Mafioso Antonio Giuffre, der jetzt mit der Justiz kooperiert. Dessen Aussagen seien von der Staatsanwaltschaft von Palermo als Beweismaterial gegen den Berlusconi-Vertrauten und Parlamentsabgeordneten Marcello Dell’Utri vorgelegt worden.

Dell’Utri ist in Palermo wegen Mafia-Mitgliedschaft angeklagt. In der Vorwoche war auch Berlusconi als Zeuge in dem Verfahren befragt worden, doch er hatte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht.

Bei der Parlamentswahl im Mai 2001 hatte Berlusconis Mitte-Rechts-Bündnis alle Wahlkreise auf Sizilien für sich entscheiden können. Nach Giuffres Worten erwarte die Mafia als Gegenleistung Hafterleichterungen für verurteilte Mafiabosse, ein Ende der Beschlagnahmungen von Mafia-Vermögen durch den Staat und der Verfolgung der Mafia durch die Justiz. Diese Forderungen sind jedoch bisher nicht erfüllt worden.

In der Vergangenheit sind führende italienische Politiker wiederholt mit der Mafia in Verbindung gebracht worden. Im November wurde der ehemalige Regierungschef Giulio Andreotti von einem Berufungsgericht zu 24 Jahren Haft verurteilt, weil er 1979 die Ermordung eines Journalisten durch die Mafia angeordnet haben soll. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig.

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