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Hass auf Lindt wegen NATO-Angriffen

Mijailovic sei ein „Patriot", erzählte ein Freund des Täters. Serbien stehe für Mijailovic über allem; schon als 15-Jähriger habe der Sohn serbischer Eltern in den Krieg ziehen wollen.

Vor allem aber wird dem mutmaßlichen Täter eine Persönlichkeitsstörung bescheinigt, zu der sich eine hohe Gewaltbereitschaft gesellt. Der heute 25-Jährige, der nun überraschend gestanden hat, die schwedische Außenministerin am 10. September in Stockholm niedergestochen zu haben, hatte offenbar stets Schwierigkeiten mit seinem Leben zwischen zwei Welten.

In Schweden geboren, wurde Mijailovic als Sechsjähriger zu seinen Großeltern nach Jugoslawien geschickt, kehrte aber sieben Jahre später wieder nach Schweden zurück. Die schwedische Sprache hatte er da fast verlernt, und mit der Integration in die Gesellschaft tat er sich schwer. Mit Gewalt machte er seinem Frust schon als Jugendlicher Luft.

Ein schockierendes und einschneidendes Ereignis waren für Mijailovic die Bombenangriffe der NATO auf Serbien 1999. Dass Lindh die Luftangriffe auf seine Heimat guthieß, vergaß er nie. Lindhs Stellungnahme zu den Angriffen, wonach diese zum Schutz der Kosovo-Albaner „unvermeidlich” gewesen seien, habe Mijailovic geprägt, berichtete sein Freund. Nach Medienberichten „hasste” der Tatverdächtige die in Schweden äußerst beliebte Außenministerin regelrecht. Überhaupt sei Mijailovic von „berühmten Persönlichkeiten besessen” gewesen.

Der seelisch instabile Mann soll erst fünf Tage vor dem Attentat auf Anna Lindh eine psychologische Behandlung beendet haben. Wenige Stunden vor der Tat sowie in den Tagen danach soll er bei psychiatrischen Einrichtungen um Hilfe gebeten haben.

Die psychische Labilität machte Mijailovic vermutlich auch geständig. Vor seiner Festnahme habe er sich zunächst seiner Mutter anvertraut, berichtete die Zeitung „Expressen”. „Ich habe zugestoßen, zugestoßen, zugestoßen”, sagte er demnach. Für seine Mutter bestätigte sich damit ein furchtbarer Verdacht. Sie war misstrauisch geworden, nachdem ihr Sohn sich die Haare und Augenbrauen abrasiert hatte. Die Ahnung der Mutter kam nicht von ungefähr, denn das Strafregister ihres Sohnes ist lang. Unter anderem wurde Mijailovic 1997 verurteilt, nachdem er seinen Vater mit einem Küchenmesser angegriffen hatte.

Zur Festnahme vom 24. September kam es, nachdem sich die schockierte Mutter laut „Expressen” einem Freund anvertraute, der daraufhin die Polizei verständigte. Nun droht dem 25-Jährigen eine lebenslange Haftstrafe.

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