AA

Harter Kampf um den Landeshauptmannsessel in Kärnten

In Kärnten ist der Kampf um den Landeshauptmannsessel bereits in vollem Gange. Während sich das BZÖ nach dem Tod von Amtsinhaber Jörg Haider rasch neu orientieren muss, rechnet sich die SPÖ Chancen aus, am 1. März 2009 die Nase vorn zu haben.

Schwarz, Grün und Blau laufen Gefahr, in diesem Duell marginalisiert zu werden, sie spielen höchstens die Rolle des Züngleins an der Waage.

Gerhard Dörfler hat als Landeshauptmann und oranger Spitzenkandidat ein Resultat von 42,43 Prozent und die Nummer Eins im Lande zu verteidigen. Reinhart Rohrs SPÖ lag am 7. März 2004 exakt um vier Prozentpunkte dahinter, ein Ergebnis, das noch Rohrs Vor-Vorgänger Peter Ambrozy eingefahren hatte. Dieser ist mittlerweile ebenso in der Politpension wie seine Nachfolgerin Gaby Schaunig, die im Sommer überraschend das Handtuch warf. Rohr musste einspringen, er schaffte den Übergang vom zweiten Mann an die Parteispitze eigentlich ohne größere Turbulenzen.

Noch kürzer an der Front ist Gerhard Dörfler, der am 11. Oktober nach dem Unfalltod Haiders die Amtsgeschäfte übernommen hat. Am 23. Oktober wurde er vom Kärntner Landtag mit 19 Stimmen zum Regierungschef gewählt, er hatte sich dafür die Unterstützung der ÖVP gesichert. Den Parteivorsitz und den Landeshauptmann-Stellvertreter übernahm Uwe Scheuch. Dörfler hat mehrfach betont, seine Politik werde eine “Fortführung” der Linie Haiders sein und auch so agiert. Ob zweisprachige Ortstafeln oder der Umgang mit Asylwerbern, der Landeshauptmann demonstriert Härte.

Der Wahlkampf läuft derzeit vor allem über Inserate, keine Aktion von Orange, Rot oder Schwarz, die nicht via Anzeigen flächendeckend unters Volk gebracht wird. Neben den BZÖ-Regierungsmitgliedern ist ÖVP-Obmann Josef Martinz auf dieser Ebene auffallend aktiv, aber auch die SPÖ-Regierungsmitglieder buchen fleißig.

Grün und Blau gehen dabei ein wenig unter. Ihnen fehlen sowohl Geld als auch Ressourcen, um so stark präsent zu sein wie die drei Regierungsparteien. Dabei geht es für beide Parteien um sehr viel. Die Grünen, die 2004 mit Rolf Holub als Frontmann 6,71 Prozent der Stimmen und den Einzug ins Landesparlament knapp geschafft haben, kämpfen um ein drittes Mandat. Die Gefahr, dass sie aus dem Landtag fliegen, ist indes nicht so groß, wurde doch – gegen den Willen des BZÖ – die Mandatshürde auf fünf Prozent gesenkt. Diese Latte zu überspringen, ist für die Blauen das große Ziel. Derzeit nur mit einem Mann im Landtag – die restlichen FPÖler traten geschlossen zu Haiders BZÖ über – hofft Landesobmann Franz Schwager auf den Wiedereinzug und damit wenigstens zwei Sitze.

Um Profil kämpft auch die ÖVP. Die Schwarzen waren 2004 auf verheerende 11,64 Prozent abgestürzt und stellen nur noch vier Abgeordnete. Martinz hat die Partei zwar stabilisiert, hat jedoch Probleme, sich zu positionieren. Im Zweifelsfall verhilft er dem BZÖ zur Mehrheit, eine Linie, die nicht bei allen Funktionären auf Gegenliebe stößt.

Was dem Wahlkampf bisher fehlt, sind die großen Themen. Orange setzt auf Law and Order, die SPÖ auf soziale Wärme, die ÖVP transportiert von allem ein bisschen. Grün und Blau versuchen wiederum, sich als Opposition zu positionieren, wobei die FPÖ bei ihren “natürlichen” Themen zumeist inhaltlich sehr nahe bei Orange zu liegen kommt.

Vier Prozent, so der Rückstand des Herausforderers SPÖ auf den Titelverteidiger BZÖ (2004 noch als FPÖ angetreten), das klingt aufholbar. Rohr wird denn auch nicht müde, den eigenen Leuten diese Chance schmackhaft zu machen. Dörfler wiederum will das Erbe Haiders bewahren, und da liegt auch die große Unbekannte: Niemand kann derzeit seriöserweise sagen, welche Auswirkungen Haiders Ableben und die Umstände in den Wochen und Monaten danach auf das Wählerverhalten haben werden.

  • VIENNA.AT
  • Politik
  • Harter Kampf um den Landeshauptmannsessel in Kärnten
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen