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Harte Kritik am Strafausmaß

(VN) Gernot Zirngast, Vorsitzender der Fußballer-Gewerkschaft (VdF), sieht in der Geldstrafe im Fall "FC Lustenau" keine abschreckende Wirkung.
Kopf verlangt Bestrafung bis hin zum Lizenzentzug

 „Es geht doch nicht nur darum, einem Klub Punkte abzuziehen. Hier liegt ein klarer Verstoß gegen die Lizenzauflagen vor.“ Der ehemalige Fußballer und jetzige Vorsitzende der Fußballergewerkschaft VdF, Gernot Zirngast, ist erstaunt und empört gleichermaßen, wenn er auf den Fall „FC Lustenau“ mit dem Doppelvertrag für den Spieler Alex Miguel Santana Fabelo angesprochen wird. „Da verlangt die Liga immer Beweise. Jetzt liegt ein Beweis in Form von zwei Verträgen vor, der klar aussagt, dass Brutto mit Netto nicht übereinstimmt. Was denn bitte braucht es noch, um mit aller Härte gegen Übeltäter vorzugehen?“

Santana-Verdienst doppelt so hoch

Selbst für Zirngast ist es die Ausnahme, dass wie im Fall „Santana“ sowohl der Netto- als auch der Bruttovertrag vorliegen. Zumal damit auch die Differenz zwischen den beiden Verdiensten des Spaniers deutlich wird. Knapp 40.000 Euro wären Santana brutto zugestanden, dank eines zweiten Vertrags durfte er aber über 60.000 Euro – und zwar netto – einstreichen. Eine Summe, die angesichts eines Budgets von rund 1,2 Millionen Euro doch etwas verwundert. Leistbar ist ein solcher Spieler deshalb nur mittels Schwarzgeld-Zahlung. Und dass sich Präsident Mag. Dieter Sperger diesbezüglich nicht äußern will, verstärkt den Verdacht. Letztendlich sind die Lustenauer ihren Zahlungen nicht vollständig nachgekommen. Weil auch Zahlungsaufforderungen nicht den gewünschten Effekt brachten, wandte sich Santanas Manager Nicolas Oliva Jimenez an die Liga. Dass nun aber die beiden Verträge in den Medien („Profil“) auftauchten, wunderte den Spanier selbst. „Damit habe ich nichts zu tun“, meinte er gegenüber den VN. Alles Weitere ist bekannt: Der FCL wurde vom Senat 5 mit einer Geldstrafe belegt, die der Verein akzeptierte. „Abschreckung sieht anders aus“, wie Zirngast meint. Im krassen Gegensatz dazu stehen 300-Euro-Verträge für junge Spieler. „Ein klarer Verstoß gegen den bestehenden Kollektivvertrag“, kritisiert Zirngast den FCL. Für ihn steht deshalb fest: „Wir wollen 20 Profiklubs in Österreich, doch in der Praxis geht sich das nicht aus. In der zweiten Liga müssen viele Klubs tricksen.“

Altach lebt Gehälter-Transparenz

Der FC Lustenau ist aber nicht das einzige „Sorgenkind“ der Gewerkschaft. Wie bereits berichtet, lassen auch die Nettoverträge von Erstliga-Spitzenreiter Admira viel Raum für Spekulationen. Seitens der Liga wurde eine Erklärung eingefordert. Ein Ergebnis aber wurde nicht kommuniziert. Genau hier hakt Zirngast ebenfalls ein. Er fordert mehr Transparenz, mehr Kommunikation. „Die Liga versteckt sich doch nur hinter ihrer Schweigepflicht.“ Es gibt aber weitere Zahlen, die beweisen, dass im Fußballland Österreich in Sachen Verträgen gerne geschummelt wird. So will der SV Kapfenberg in der Bundesliga mit Personalkosten von 1,9 Mill. Euro auskommen. Eine Summe, die auch in Altach für Schmunzeln sorgt, zumal der heimische Erstligist bei der letzten Hauptversammlung in Sachen Zahlen Transparenz bewies. 1,986 Mill. Euro betragen allein die Personalkosten beim Rheindorfklub, 1,178 Mill. Euro wendet die Lustenauer Austria für ihr Personal auf. Auch in Altach wird mit Nettoverträgen gearbeitet. Wobei dies sowohl für die Bundesliga als auch aus arbeits- und sozialrechtlicher Hinsicht kein Problem darstellt, wenn in weiterer Folge auch alle Gesetze eingehalten werden. Und genau das belegen die ausgewiesenen Zahlen.

Der FCL-Doppelvertrag im Detail

Zwei Verträge, die sich hinsichtlich der Zahlungsbeträge unterscheiden, hatte Alex Miguel Santana Fabelo im Sommer 2009 beim FC Lustenau unterzeichnet. Insgesamt war der 31-jährige Spanier in 26 Spielen im Einsatz, elf Spiele wurden gewonnen, vier Mal gab es ein Remis. Bruttovertrag Grundbezug von 2400 Euro im Monat, 14 Mal im Jahr Prämie bei einem Sieg: 450 Euro Prämie bei einem Remis: 150 Euro Gesamtverdienst: 39.150 Euro Nettovertrag Grundbezug von 3600 Euro im Monat, 14 Mal im Jahr Prämie bei einem Sieg: 900 Euro Prämie bei einem Remis: 300 Euro Gesamtverdienst: 61.500 Euro

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