Ihre Zauberstäbe hätten sie stecken lassen können: Millionen werden am 12. Juli ganz freiwillig in die Kinos strömen, wenn der fünfte Harry-Potter-Film anläuft. Auch ohne Werbezauber werden sie Schlange stehen, wenn der siebente und letzte Harry-Band am 21. Juli in die Buchläden kommt. Größer als in diesem Jahr war die Potter-Mania noch nie. Am erstaunlichsten ist, wie die Helden mit dem Ruhm und zugleich mit ihrem Erwachsenwerden umgehen: locker und freundlich, selbstbewusst zwar, doch ohne Überheblichkeit.
Ich versuche einfach, genau das Leben zu leben wie ich es vor Harry Potter hatte, sagt die 17-jährige Emma Watson. Sie sagt es freundlich lächelnd in der ehrwürdigen Londoner County Hall vor einem Publikum von mehr als einhundert internationalen Filmjournalisten. Dabei klingt die Darstellerin der Magie-Studentin Hermine Granger, als würde sie mit Freunden in einer Eisdiele ihres Heimatortes Oxford plaudern.
Doch ganz so einfach ist das mit dem normalen Leben nicht mehr. Alle paar Wochen, sagt Emma, müsse sie ihre Handy-Verbindung wechseln, weil sich Anrufe von Fans häufen, die irgendwie an die Nummer gekommen sind. Auf die Volljährigkeit, von der sie nur noch ein Dreivierteljahr entfernt ist, freut sich Emma: Ich lerne Autofahren, denn ich will die Freiheit genießen, alleine mobil zu sein.
Rupert Grint hat sie und Daniel Radcliffe alias Harry Potter angesteckt. Der Rotschopf, den die Welt seit sieben Jahren als Ron Weasley kennt, ist bereits 18 und Selbstfahrer. Das Auto seiner Wahl war kein Sportflitzer. Allerdings auch kein bescheidener Kleinwagen mit Pflanzenölantrieb, wie Daniel Radcliffe ihn sich zum 18. Geburtstag am 23. Juli wünscht. Rupert hat sich ein im wahrsten Sinne des Wortes cooles Fahrzeug angeschafft: Einen Eisverkaufswagen.
Der hat eine Eismaschine und einen Gefrierschrank hinten drauf, erzählt er. So habe ich eine Rückversicherung, wenn es mit der Schauspielerei nicht mehr so läuft. In Wirklichkeit will er unbedingt weiter schauspielern. Dabei weiß Rupert, genau wie Emma und Daniel, dass der Übergang in die Zeit nach Harry Potter schwierig werden könnte. Sie wären längst nicht die ersten Kinderstars, die als Erwachsene in Vergessenheit geraten.
Spätestens 2010, wenn der siebte und letzte Potter-Film gelaufen ist, wird sich die Frage stellen: Was nun, Ihr Zauberer? Während sich Rupert scheinbar noch ein wenig treiben lässt und Emma betont, dass sie zunächst mal ein Philosophie-Studium an einer Elite-Universität in Cambridge absolvieren möchte, bereitet sich Daniel intensiv auf eine Schauspielerkarriere ganz ohne Zauberei vor.
Dafür hat er sich sogar einige Wochen lang allabendlich in London für ein begeistertes Theaterpublikum ausgezogen. Potter-Autorin Joanne K. Rowling soll Radcliffe, der ihr längst wie ein Sohn ans Herz gewachsen ist, aus Sorge um dessen berufliche Zukunft zu der ernsten Nacktrolle in dem Psychodrama Equus geraten haben. Tatsächlich hat er damit aller Welt bewiesen, dass er genügend Talent für ein Schauspielerleben nach Harry besitzt.
Und der internationalen Presse hat Radcliffe jetzt einmal mehr gezeigt, dass er auch über Humor und Esprit verfügt. Auf die – unvermeidliche – Frage nach seinem ersten Filmkuss, der nun bald in Harry Potter und der Orden des Phönix zu bewundern sein wird, sagte Daniel: Wenn man vor 1000 Zuschauern nackt war, denkt man, alles andere sei eine Kleinigkeit. Mit einem Augenzwinkern in Richtung seiner Filmkusspartnerin Katie Leung fügte er hinzu: Das war allerdings nicht ganz so kompliziert, wie Katie zu küssen.