AA

Happy-Pillen für Retro-Gamer: „Dr. Mario World“ im Test

Nintendos neuester Streich für‘s Smartphone liefert kostenlose Puzzle-Action mit kleinen Spaßbremsen!
Dr. Mario World
Jetzt auf VOL.AT lesen

(Android & iOS) Endlich hat Dr. Mario wieder Sprechstunde als Hauptfigur seines eigenen Spiels. Zugegeben: Seit seinem Debüt 1990 auf dem alt-ehrwürdigen NES (Nintendo Entertainment System) hat er zahlreiche Remakes, Portierungen und Gast-Auftritte spendiert bekommen. Aber „Dr. Mario World“ dopt den kauzigen Kittelträger wieder auf ein modernes Format. Allerdings nicht ausschließlich zum Besseren.

Im Grunde ist das Gameplay eine Tetris-Variation: Als Doktor kombiniert und kuriert man Viren mit bunten Pillen. Mindestens drei Blöcke derselben Farbe aneinander montiert lösen sich auf. Wer gewinnen will, muss den Screen mit wenigen Pillen möglichst virenfrei bekommen. Die Zielsetzung kann variieren, teilweise steht man unter Zeitdruck, manchmal müssen Münzen freigelegt werden.

Die Pillen sind dabei frei drehbar und können (auch in Teilen bzw. durch Hindernisse) von unten nach oben an die richtigen Plätze manövriert werden. Dank der tadellos umgesetzten Steuerung für den Touchscreen avancieren selbst unbedarfte Hobby-Quacksalber flott zu fingerfertigen Mario-Pimaren.

Herausforderungen gibt‘s reichlich: Die ersten 20 der gut 200 Singleplayer-Levels dienen zum Einspielen. Da lernt man die verschiedenen Viren-Sorten und Gadgets kennen: Manche der kunterbunten Krankheitserreger sind eingefroren, verstecken sich hinter Blöcken und Verschlüssen oder beamen sich herum. Dafür hat man die passende Medizin in Form von Gadgets: Explosive Bomben, wandelbare Disco-Pillen, Hämmer oder Reihen-zerstörende Schildkrötenpanzer.

Freilich ist die Pillen-Schlacht Nintendo-typisch hochkarätig besetzt. Als Spielfiguren kann man Mario, Bowser, Prinzessin Peach, Yoshi und viel andere Charaktere mit jeweils eigenen, aufladbaren Spezial-Moves rekrutieren. Bis zu zwei ausgewählte Assistenzärzte (z.B. Goomba, Shy Guy oder Bullet Bill) bringen darüber hinaus kleine Spiel-Boni wie Punktesteigerungen mit sich.

Wem die Singleplayer-Levels zu wenig sind, der kann auch im Mehrspieler-Modus direkt gegen menschliche Gegner antreten: Schneller als die/der andere die Viren beseitigen und dem Kontrahenten mit Spezial-Attacken das Doktoren-Leben schwer machen. Simpel, aber tauglich.

Leider ist der neue Mario-Spaß nicht ganz ungetrübt – die Free2Play-Mechanik des Gratis-Games krankt noch etwas. Zu schnell gehen nach gescheiterten Singleplayer-Level-Anläufen die Herz-Container aus. Bis sich diese komplett füllen, dauert es gut eine halbe Stunde. Außer man investiert Echt-Geld. Damit kann übrigens auch die Spiel-Währung Diamanten gekauft werden, mit der man sich wiederum nützliche (Pay2Win-)Items oder neue Figuren holt.

Fazit: „Dr. Mario World“ ist ein feines, kostenloses Update für eine angestaubte Formel. Die kleinen Verbesserungen fälschen das Spielvergnügen von einst nicht zu sehr ab, dazu trägt auch die klassische Optik und der ohrwurmige Soundtrack bei. Mit modernen Pixel-Feuerwerken wie „Candy Crush“ & Co. kann der neue Dr. Mario zwar nicht mithalten, will er aber gar nicht. Retro- und Nintendo-Fans sind hier auf jeden Fall gut bedient. Leider bremst Free2Play den Spaß etwas aus, die Bezahl-Optionen im Spiel fallen öfter (negativ) auf, als einem lieb ist. Dazu kommt der schon seit „Mario Run“ bekannte Online-Zwang mit unangenehmen Nebenwirkungen: Disconnects werden als Fehlversuche gewertet und kosten Leben, also letztlich Spiel- bzw. Wartezeit. Spaß macht das Game auf jeden Fall und das sogar überraschend lange! Allerdings muss man bereit sein, dafür die ein oder andere bittere Pille zu schlucken.

  • VIENNA.AT
  • Spiele-News
  • Happy-Pillen für Retro-Gamer: „Dr. Mario World“ im Test