Trauzeugen waren Prinz William und Tom Parker Bowles, die Erstgeborenen aus ihren ersten Ehen. Camilla trug ein weißes Chiffonkleid und darüber einen weißen Seidenmantel mit Fischgrätenmuster. Charles erschien im Frack. Die Zahl der Zuschauer an den Straßen war mit 15.000 eher gering.
Durch die Trauung ist Camilla nach dem Hofprotokoll zur zweitwichtigsten Frau der britischen Monarchie aufgestiegen. Sie muss jetzt mit Königliche Hoheit angeredet werden und führt sämtliche Titel ihres Mannes. Unter anderem ist sie auch Prinzessin von Wales. In der Praxis will sie diesen Titel aber nicht benutzen, da er eng mit mit Charles erster Frau Prinzessin Diana verbunden ist. Stattdessen will sie sich Herzogin von Cornwall nennen lassen.
Pannenserie mit Happy End
Königliche Hochzeiten sind in der Regel eine höchst komplizierte Angelegenheit. Doch bei Prinz Charles und seiner langjährigen Lebensgefährtin Camilla schien darüber hinaus Murphys Gesetz zu regieren: Was schief gehen konnte, ging so gründlich schief, dass einige britische Medien bereits die Parole ausgaben, die Trauung sei verhext.
Schon die Verkündung des Hochzeitstermins am 10. Februar kam völlig Hals über Kopf: Wie sich später herausstellte, sollte mit der hastigen Erklärung ein Presse-Scoop verhindert werden, nachdem eine Zeitung vorzeitig Wind von den Hochzeitsplänen bekommen hatte.
Kurz darauf musste das Paar seinen Plan aufgeben, im Schloss von Windsor zu heiraten, nachdem die nähere Lektüre der Gesetze ergeben hatte, dass es damit einen Präzedenzfall geschaffen hätte: Drei Jahre lang hätte das Schloss auch für Trauungen ganz gewöhnlicher Bürger offen stehen müssen.
Kurzentschlossen verlegte das Paar die Zeremonie ins Standesamt von Windsor. Zum Ärger der Queen, die daraufhin auf eine Teilnahme verzichtete. Offiziell hieß es, Königin Elizabeth II. respektiere den Wunsch des Paares, die Zeremonie so intim wie möglich zu halten – nach Auffassung von Experten aber empfand die Queen als Oberhaupt der Anglikanischen Kirche die Zeremonie schlichtweg als unstandesgemäß.
Auch mit dem Titel für seine zweite Gemahlin hatte der britische Thronfolger nichts als Ärger. Aus Rücksicht auf die Gefühle der Anhänger seiner geschiedenen und 1997 verstorbenen ersten Frau, Prinzessin Diana, sollte Camilla nach der Hochzeit offiziell den Titel der Herzogin von Cornwall statt der Prinzessin von Wales tragen und im Falle von Charles Thronbesteigung als seine Prinzgemahlin auftreten.
Doch auch hier machten die Gesetze dem Paar einen Strich durch die Rechnung: Auf hartnäckige Anfragen hin musste die Regierung einräumen, dass Camilla im Falle von Charles Thronbesteigung Königin wird – ob sie nun will oder nicht.
Die letzte Hiobsbotschaft erreichte das Paar dann aus Rom: Mitten in die Hochzeitsvorbereitungen platzte die Nachricht vom Tod des Papstes, seine Beisetzung wäre mit dem ursprünglichen Trautermin zusammengefallen. Statt nach Windsor reiste Charles am Freitag gemeinsam mit Premierminister Tony Blair nach Rom, seine zweite Ehe musste nochmals 24 Stunden warten. Zu allen Pleiten kam dann noch die blamable Nachricht, dass ein Reporter des Massenblatts Sun eine Bombenattrappe ins Schloss Windsor schmuggeln konnte.
Doch am Samstag schien die Pannenserie endlich beendet. Bei der Trauung lief alles nach Plan, und selbst das Wetter war weniger eisig und ungemütlich als vorhergesagt.
Charles und Camilla vereint: Hochzeit ohne Kuss und Pomp
Königin Elizabeth II. (78) vermied auf den Stufen vor der St. Georges Chapel von Schloss Windsor jeden Blickkontakt mit der Braut. Den Gottesdienst für die Frischvermählten verfolgte sie mit unbewegter Miene. Die Queen ist keine Schauspielerin, an ihrem Gesicht kann man stets ablesen, wie sie sich fühlt, sagte der BBC-Kommentator. Beobachter hatten fast das Gefühl, die Beteiligten absolvierten die königliche Hochzeit im bescheidenen Rahmen nach dem Motto Augen zu und durch. Nicht einmal einen Kuss erlaubten sich Prinz Charles (56) und Camilla (57).
Der Thronfolger zupfte während des kirchlichen Segens ständig nervös an seinen Manschetten und zwang sich vor der Kapelle sein Lächeln förmlich ab. Camilla mühte sich, ihren Kopfschmuck nicht vom Winde verwehen zu lassen. Beide hatten auch unsicher gewirkt, als sie zuvor Arm in Arm zögerlich aus dem Standesamt schritten. Erst im Rolls Royce strahlte die gerade zur Herzogin von Cornwall Erhobene und winkte den jubelnden Menschen zu.
Kein Vergleich war es zur rauschenden Märchenhochzeit von Charles und Diana Spencer im Jahr 1981, als sich Kutsche an Kutsche reihte und 600.000 Untertanen den Weg zur St Pauls Cathedral säumten. Majestäten und Hoheiten aus aller Welt hatten sich eingefunden. Am Samstag in Windsor waren es nur bis zu 20.000 Zaungäste und ein einziges Luxusauto für das Brautpaar, das nur wenige Minuten durch die Straßen der Kleinstadt fuhr.
Nach dem Willen von Königin Elizabeth II. sollte die Hochzeit ihres ältesten Sohns maßvoll und möglichst unauffällig über die Bühne gehen. Schließlich hatten Charles und Camilla in mehr als 30 Jahren leidenschaftlicher Beziehung ihre Ehen zerstört.
Deshalb war die Queen nicht einmal im Standesamt dabei – dafür aber wachte dort im kleinen Ascot-Raum die in Öl gemalte sittenstrenge Königin Victoria über die Trauungszeremonie. Die Standesbeamtin Clair Williams (45) hielt dem Brautpaar sicherlich keine Moralpredigt – sie ist selbst geschieden.
Einer königlichen Hochzeit angemessener ging es dann in der historischen St Georges Chapel mit Klängen von Bach und Händel zu, als sich Charles im Frack und Camilla im golddurchwirkten hellen Kleid mit angedeuteter Schleppe vor dem Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, und den 800 geladenen Gästen ewige Treue gelobten. Doch auch dort musste sich das Brautpaar nach den Vorschriften der anglikanischen Kirche das Büßergewand anlegen und um Vergebung für die Schuld an ihren gescheiterten Ehen bitten: Wir bekennen uns zu unseren mannigfaltigen Sünden und beklagen unsere Schlechtigkeit.
Die Fähnchen wedelnden Zaungäste am Straßenrand von Windsor sahen die Hochzeit offenbar entspannter als die Queen. Wir sind gekommen, um Charles zu unterstützen, denn Unterstützung hat er ja offenbar nicht so viel bekommen. Wir haben ein bisschen Mitleid mit ihm, sagte Barbara Murray (41), die mit ihrer Familie in der Nähe des Standesamtes gezeltet hatte, um einen Blick auf das Brautpaar werfen zu können.
Auch die durchaus nicht unkritische britische Hofberichterstatterin Jennie Bond legte sich für den Thronfolger und seine Frau ins Zeug: Seelenverwandt seien die beiden, sie passten zusammen wie ein bequemes Paar alter Pantoffeln. Den Untertanen des künftigen Monarchen predigte sie: Wenn die Jahre vergehen und wir uns daran gewöhnt haben, die Herzogin von Cornwall an der Seite von Charles zu sehen, wird sie letztlich die Anerkennung bekommen, die ihr meiner Meinung nach zusteht: Königin Camilla genannt zu werden.
Happy End mit Hindernissen nach 35 Jahren Beziehung
Nach einem zum Ende hin nochmals beschwerlichen Hindernislauf haben sich Prinz Charles und seine langjährige Lebensgefährtin Camilla am Samstag im Standesamt von Windsor das Ja-Wort gegeben. Damit fand ihre mehr als drei Jahrzehnte dauernde, skandalumwitterte Beziehung doch noch den offiziellen Segen:
- 1970 – Prinz Charles und Camilla Shand, beide damals 23 Jahre alt, treffen sich zum ersten Mal bei einem Polospiel in Windsor.
- 1973 – Charles und Camilla kommen sich näher, doch die Liebe kühlt ab, als der Prinz zur Königlichen Marine geht und im Ausland stationiert. Camilla heiratet im Juli ihren langjährigen Verehrer Andrew Parker Bowles, einen Armeeoffizier.
- Ende der siebziger Jahre – Charles und Camilla bleiben in Kontakt und treffen sich, obwohl Camilla verheiratet ist.
- 1981 – Am 29. Juli heiratet Prinz Charles in der Kathedrale St. Paul in London die wesentlich jüngere Lady Diana Spencer – Charles Kontakt zu Camilla besteht weiter.
- 1982 – Am 21. Juni wird Prinz William, erstes Kind von Charles und Diana, geboren; knapp zwei Jahre später, am 15. September 1984, kommt Prinz Harry auf die Welt.
- 1985 – Erste Berichte über Schwierigkeiten in der Ehe von Charles und Diana kursieren.
- 1992 – Die Presse gräbt einen handfesten Skandal aus, der unter dem Namen Camillagate bekannt wird: Mitschriften von höchst intimen Telefongesprächen zwischen Charles und Camilla werden veröffentlicht. Royal-Journalist Andrew Morton schildert in seinem Buch Diana. Ihre wahre Geschichte eine zutiefst unglückliche Prinzessin. Im Dezember verkündet Premierminister John Major, dass Charles und Diana sich in aller Freundschaft trennen.
- 1994 – Charles gibt in einem Fernsehinterview zu, dass er Diana untreu war. Diana klagt in einem Interview: Wir waren in dieser Ehe immer zu dritt.
- 1995 – Im Jänner werden Camilla und Andrew Parker Bowles geschieden.
- 1996 – Am 28. August werden auch Charles und Diana geschieden.
- 1997 – Diana stirbt mit ihrem Freund Dodi bei einem Autounfall in Paris.
- 1999 – Im Jänner erscheinen Charles und Camilla bei einer Geburtstagsfeier im Londoner Ritz erstmals gemeinsam in der Öffentlichkeit. Im Laufe des Jahres trifft Camilla auch William und Harry zum ersten Mal.
- 2000 – Königin Elizabeth II. gibt am 3. Juni der Beziehung indirekt ihren Segen, indem sie an einer Veranstaltung teilnimmt, bei der auch Camilla zugegen ist. Ebenfalls im Juni küsst Charles Camilla zum ersten Mal in der Öffentlichkeit.
- 2002 – Camilla nimmt erstmals an einer offiziellen Veranstaltung des Königshauses teil.
- 2005 – Am 10. Februar kündigt das Königshaus die Hochzeit des Thronfolgers mit Camilla an. Am 9. April – wegen der Trauerfeier für den verstorbenen Papst einen Tag später als geplant – heiraten sie.