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Handymast erregt die Gemüter

Ein Handymast auf dem Gemeindedach erregt in Thüringen die Gemüter
Ein Handymast auf dem Gemeindedach erregt in Thüringen die Gemüter ©Harald Hronek
Handymast erregt Gemüter

Gemeindevorstand billigt einstimmig Handymast auf dem Dach des Gemeindeamtes.

(amp) Die Anrainer des Thüringer Gemeindeamtes laufen Sturm. Mit Billigung des Gemeindevorstandes wurde auf dem Dach des Gemeindeamtes eine UMTS-Handyverstärkeranlage montiert. Diese ist seit kurzem in Betrieb. Die Mobilkom-Austria spricht von Kundenservice. “Täglich laufen bis zu 500 Gesprächsminuten über die Anlage”, sagt A1-Mobilcom Regionalleiter Thomas Bertsch. Die Anrainer fürchten zusätzliche Strahlenbelastung und gesundheitliche Gefährdung. Dazu gehen die Expertenmeinungen EU-weit auseinander. Bei einer Diskussionsveranstaltung im Sitzungsaal der Thüringer Gemeinde werden Pro und Kontra heftig diskutiert. Während seitens des Mobilcom nachträglich punktuelle Strahlungsmessungen zur “Beruhigung” der Anrainersorgen angeboten werden, ärgern sich die Anrainer über die Vorgangsweise am Zustandekommen der Sendeanlage. “Im Dorfgebiet sind bereits fünf Anlagen in Betrieb. Niemand von uns wurde informiert. Wahrscheinlich wollte man uns weismachen, dass hier für die Feuerwehr eine Notrufanlage montiert wird”, bringt es Nachbar Dieter Jenny auf den Punkt. “Unsere vier Kinder liegen Luftlinie maximal 15 Meter von der Verstärkeranlage im unmittelbaren Strahlungsbereich”. Von den politischen Mandataren versuchen Bürgermeister Berno Witwer, Vize Reinhold Schneider (“Liste Thüringen”), Elisabeth Tschann (“Grüne”) ihre Entscheidung zu relativieren: “Wir fordern, dass die Anlage mit einem Minimum an Strahlungsintensität betrieben wird”. Unterstützung bekommen sie von Bürgermeisteraspirant Harald Witwer und den Gemeindevertretern Franz Haid und Johann Tschann.

Jugend als Zielgruppe
Franz Josef Achatz und August Huemer vom Netzwerk “Risiko Mobilfunk” wittern hinter dem Netzausbau der Mobilfunkbetreiber reine Geschäftemacherei auf Kosten der Gesundheit. “60 Prozent der Mobilfunkumsätze werden durch Kinder und Jugendliche als Hauptzielgruppe gemacht, lediglich 20 Prozent kommen aus der Wirtschaft”, belegen die “Netzwerker” anhand von erhobenen Daten und warnen vor den Risiken der Strahlungsbelastung bei Kindern und Jugendlichen. Fazit der “Perpetuum mobile”- Diskussion im Sitzungssaal: Die Thüringer Bevölkerung wünscht sich bei Entscheidungen der Gemeindegremien mehr Mitspracherecht.

Kommentar

Jeder will sein Handy

Dass jeder an der Diskussion Beteiligte im Gemeindesitzungssaal sein eigenes Handy hat, ist selbstverständlich. Und wehe, wenn das Handy nicht funktioniert, weil es keinen optimalen Empfang gibt, dann laufen die Beschwerden bei den Mobilfunkanbietern heiß. Wer sich ein effektives Bild über die Handy-Mania machen will, braucht nur auf den Pausenhof der Schulen zu schauen. Da wird telefoniert, da werden jede Menge SMS verschickt und über Bluetooth Daten ausgetauscht. Wehe, wenn ein Hauptschüler noch kein UMTS-taugliches Handy hat, ist er doch absolut nicht “gesellschaftsfähig”. Die Diskussion im Thüringer Sitzungssaal läuft – wie vieles seit Jahren – im Kreis, verständlich.Weil – alle Gemeindevorstände der verschiedenen Couleurs von Schwarz-Grün-Rot haben der neuen Anlage auf dem Dach des Gemeindeamtes bedingungslos zugestimmt. Deshalb gibt es jetzt auch keinen echten “Buhmann”. Und zur Schadensbegrenzung vor den anstehenden Gemeindewahlen will jede Fraktion ihr Gesicht vor den Leuten wahren: Schuld ist die Mobilcom. Weil …. jeder telefonieren will. (amp)

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