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Handel mit Autogrammen von Serienmördern boomt

"Die Manson-Artikel sind noch immer sehr begehrt"
"Die Manson-Artikel sind noch immer sehr begehrt" ©AP (Archiv; 1986)
Eine Haarsträhne des Sektenanführers Charles Manson, der Taschenrechner des Amokläufers von Virginia Tech oder Autogramme von Serienkillern - mit ein paar Klicks können Sammler diese makabren Objekte in den USA erwerben.

Rund ein halbes Dutzend US-Websites haben sich inzwischen auf den Handel mit Verbrecher-Souvenirs spezialisiert. Das Geschäft mit sogenannter Murderabilia boomt – zum Entsetzen der Opfer.

Die Produktpalette der Internethändler reicht von Beweisstücken bis zu Autogrammfotos, von der Häftlingspfeife bis zum Obduktionsbericht. Für umgerechnet 2.837 Euro ist auf supernaught.com ein Taschenrechner von Cho Seung Hui im Angebot, dem 23-jährigen Amokläufer, der 2007 an der Virginia Tech Universität in Blacksburg 32 Menschen tötete. Nach Angaben der Webseite verkaufte der 23-Jährige das Gerät auf EBay, “um Waffen und Munition” für seine Tat zu erstehen.

Ein Röntgenbild von Charles Mansons Rückenmark wird für 6.517 Euro angeboten. Angeblich kommt es von einem Angehörigen Mansons, der es von einem Angestellten der Haftanstalt erhalten haben will, in der der berüchtigte Sektenguru lebenslänglich einsitzt. Manson stiftete 1969 seine Anhänger zum bestialischen Mord an Sharon Tate an – die 26-Jährige Frau von Filmemacher Roman Polanski war damals im neunten Monat schwanger.

“Die Manson-Artikel sind noch immer sehr begehrt”, sagt Eric Gein, der Betreiber der Website serialkillersink.net. “Er ist der große Bösewicht des 20. Jahrhunderts. Jeder Sammler, der diesen Namen verdient, besitzt mindestens ein Objekt von ihm.” Die Auktionsseite murderauction.com wirkt wie eine Kurzfassung der Kriminalgeschichte der USA. Ein Brief des Mafiabosses Al Capone ist dort für 6.130 Euro zu haben, Fotos der Wildwest-Banditen für 7,66 Euro. Sogar Original-Graberde von Opfern wird angeboten.

“Der Markt ist im Aufschwung”

“Der Markt ist im Aufschwung”, sagt Gein, der in drei Jahren mehr als 500 Stücke verkauft hat – nicht zuletzt mit Hilfe der vielen US-Medienberichte. “Jeder ist ein bisschen morbide “, betont Gein, “schon immer wollten Leute Dinge besitzen, die mit Morden zu tun haben.” Als Beispiel nennt er römische Soldaten, die Stücke vom Kreuz Jesu nahmen oder die Sammler von Nazi-Insignien.

Gein wies darauf hin, dass die US-Regierung selbst 2011 persönliche Objekte des berüchtigten Unabombers Theodore Kaczynski verkauft habe – zugunsten der Opfer. Kaczynski wurde 1998 zu lebenslanger Haft verurteilt, nachdem seine Briefbomben drei Menschen getötet und 29 verletzt hatten.

Um an die begehrten Stücke zu kommen, schloss Gein “mit den meisten der Serienmörder inzwischen Bekanntschaft, persönlich”, wie er sagt. “Der Großteil unserer Artikel kommt von den Häftlingen selbst. Geld erhielten sie dafür jedoch nicht.” William Harder von der Website murderaction.com bestätigt, die Memorabilien kämen von “Gefängnisshops oder -museen, Wärtern, die manchmal die Gefangenen bestehlen, aber oft von den Häftlingen selbst”. Kaufen würden “alle”, Anwälte, Polizisten, Arbeiter.

Für die Angehörigen der Opfer ist das Geschäft unerträglich. “Wer ist so krank, mit den Bildern von der Leiche meines Kleinen Geld verdienen zu wollen?”, entrüstete sich Pam Hobbs vor kurzem im US-Sender WMC. Ihr achtjähriger Sohn war zusammen mit zwei weiteren Buben ermordet worden – nun tauchten Fotos der Leichen im Internet zum Verkauf auf. Von den 50 US-Bundesstaaten haben acht das schaurige Geschäft verboten. Die Händler verstehen die Aufregung nicht: “In den USA herrscht unternehmerische Freiheit”, sagt Harder. Gein rät: “Wer sich aufregt, muss sich die Website ja nicht ansehen.”

(APA/AFP)

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