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"Hand Gottes" gegen Bush

Als Fußballspieler war Diego Armando Maradona das Idol einer ganzen Generation. Nach Drogenabstürzen und anderen Skandalen hat der 45-jährige Argentinier nun eine Mission.

„Wir müssen Bush loswerden“, rief Maradona den rund 40.000 Menschen in einem Stadion im argentinischen Badeort Mar del Plata zu, die sich dort am Freitag versammelt hatten, um am Rande des Amerika-Gipfels gegen die USA und ihren Präsidenten George W. Bush zu protestieren. Maradona, ein Bewunderer des kubanischen Staatschefs Fidel Castro, trug T-Shirts mit dem Konterfei Bushs und der Aufschrift „Mörder“ oder dem Slogan „Stoppt Bush“.

Ein Sonderzug hatte Maradona mit anderen prominenten Demonstranten in die Stadt rund 400 Kilometer westlich von Buenos Aires gebracht. „Ich bin stolz, ein Argentinier zu sein, der in diesem Zug reisen kann, um gegen den menschlichen Müll zu protestieren, der Bush ist“, wetterte Maradona. „Er hat uns viel geschadet, aber wenn wir unsere Anstrengungen bündeln, können wir zeigen, dass wir Nein sagen können.“

Es ist das erste Mal, dass sich der aus einem Elendsviertel von Buenos Aires stammende Maradona in diesem Maße politisch engagiert. In früheren Jahren gab es im Leben des Mannes, der vielen als der beste Fußballspieler aller Zeiten gilt, nur den Sport und den Ruhm. 1986 führte er Argentinien in Mexiko zum Weltmeistertitel, allein bei diesem Turnier schoss er im Spiel gegen England zwei Tore, für die er weltweit immer noch berühmt und berüchtigt ist. Jenes, bei dem bei einem atemberaubenden Sololauf fast über den ganzen Platz die gesamte englische Mannschaft überspielte. Und dann jenes weniger rühmliche, bei dem er den Ball mit der Hand über den englischen Torhüter bugsierte. Nicht er sei es gewesen, „die Hand Gottes“ habe dabei mitgeholfen, sagte er hinterher.

Vielen galt dieser Ausspruch als Symbol dafür, dass der von den Fans wie ein Heiliger verehrte Maradona den Kontakt zur Realität zu verlieren begann. In den 90er Jahren dann geriet das fünfte von acht Kindern einer Arbeiterfamilie völlig aus dem Gleichgewicht. Drogenexzesse und Doping-Affären führten schließlich zum Totalabsturz. Mehrere Entziehungskuren, unter anderem in Kuba, scheiterten. Der einst brillante Ballkünstler legte enorm Gewicht zu. Vor zwei Jahren schien Maradona am Ende. Doch dann half ihm eine Magenverkleinerung, 47 Kilogramm zu verlieren – es ging wieder bergauf.

Im August startete seine eigene TV-Show im argentinischen Fernsehen, wo Maradona unter anderem Castro interviewte. Die Show heißt „La Noche del 10“ (’Die Nacht der 10’) – nach der Nummer zehn, die Maradona in der argentinischen Nationalmannschaft trug und die seit 2001 zum Gedenken an Maradona nicht mehr vergeben wird. Möglicherweise wird er zum Trainerstab der argentinischen Nationalmannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland 2006 gehören. Auch bei seinem politischen Engagement will Maradona nur in der vordersten Reihe stehen: „Wenn es lediglich um dekorative Zwecke gehen sollte, bleibe ich lieber zuhause.“

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