“Maradona war nicht viel größer als ich”, erzählte Ra Mi Ae, “wenn ich es nur versuche, kann ich das auch schaffen.” Die Defensivspielerin hat gemeinsam mit Stürmerin Jin Pyol Hi, Spielmacherin Ri Hyang Ok und Torfrau Ri Jong Hi nicht unwesentlichen Anteil daran, dass das nordkoreanische Frauen-Nationalteam heute zu den zehn besten der Welt zählt. “Diese vier haben sich sehr schnell als Protagonistinnen herauskristallisiert”, sagte Regisseurin Brigitte Weich im Gespräch mit der APA. “Aber dass die nicht mehr spielen würden, wenn wir drehen, das war ja überhaupt nicht abzusehen. Na ja, reality bites.” Tatsächlich wurden viele Spielerinnen nach der verpassten Olympia-Qualifikation zwangspensioniert.
Der Doku hat die neue Situation jedoch nicht geschadet – und auch Weich sieht es heute positiv. “Irgendwie war es ein Glück, denn dann hatten die Betonschädel der Football Association nichts mehr damit zu tun.” Und auch die Struktur des Films, die ab der Hälfte intimer wird, ist so klar vorgegeben: “In der aktiven Zeit hat jede eine andere Spielposition, in der passiven Zeit jede eine andere Familiensituation – die eine versucht sich vor dem Heiraten zu drücken, eine ist frisch verliebt, eine hat gerade geheiratet und eine hat gerade ein Kind bekommen.” Weich hat die Frauen auf und abseits des Fußballfeldes begleitet, mischt die persönlichen Erzählungen mit Eindrücken von den Straßen, im Job oder in den Familien.
Was sie filmen durfte, war dennoch streng vorgegeben. “Es war immer die Frage, was werden sie uns zeigen – die ganzen Locations, die wir uns in Wien ausgedacht und bestellt haben, haben wir zum großen Teil geraten, weil man ja nicht recherchieren kann und nicht weiß, was es vor Ort gibt oder wie die Familiensituationen sind.” Vor Ort war dann zumeist Spontaneität und Improvisationsgabe gefragt. “Wir haben ab einem gewissen Zeitpunkt einen Zensurmenschen mitgehabt, der für uns dann irgendwie sogar eine Wohltat war, weil er vorweg gesagt hat, was geht und was nicht”, so Weich. Doch offene Regimekritik gibt es ohnedies nicht: “Mir war es immer wichtig, dem General große Freude zu bereiten”, sagt Jin Pyol Hi einmal.
Die Regisseurin macht in ihrem Debütfilm vielmehr die kleinen Brüche im System sichtbar. “Wenn du Frauen Fußball spielen lässt, was der liebe Führer tut, dann ist es vielleicht zu einem Zeitpunkt so, dass sie denken: Moment, ich lass mich jetzt nicht wieder zurückdrängen”, erklärt Weich ihre Erfahrungen. “Da wächst eine gewisse Art von Eigenständigkeit und Eigensinn – und den haben sie als Individuen sowieso bewiesen, indem sie sich gegen ihre Familie durchgesetzt, reingepowert und Karriere gemacht haben.” Nach den Pionierinnen wurde Nordkorea mehrfach Asienmeister, schaffte den Viertelfinaleinzug bei der WM und die Teilnahme bei den Olympischen Spielen. (Daniel Ebner/APA)