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Hamburg beendet Rapids Europa-League-Träume

Kapitale Abwehrfehler brachten Rapid im entscheidenden Europa-League-Gruppenspiel in Hamburg auf die Verliererstraße. Die Wiener unterlagen einer ersatzgeschwächten "B-Elf" des HSV verdient mit 0:2.
Bilder vom Spiel

Im “Endspiel” um den zweiten Aufstiegsplatz in der Hamburger HSH-Nordbank-Arena zwischen dem HSV und Rapid Wien setzten beide Trainer auf ein 4-2-3-1-System mit zwei “Sechsern” vor der Abwehr und einem Stürmer. Bei den Grün-Weißen gab Branko Boskovic sein Comeback im linken Mittelfeld.

Die knapp 8.000 mitgereisten Rapid-Fans machten trotz minus zwei Grad Temperatur von Beginn an heiße Stimmung, die Fangesänge der Wiener beherrschten das Stadion. Der wegen zahlreicher Ausfälle mit einer “Notelf” angetretene HSV begann äußerst nervös, die Partie war in den ersten Minuten zerfahren, zahlreiche Ballverluste prägten das Geschehen. Erst nach einer Viertelstunde gelang es den Hamburgern, das Kommando zu übernehmen, ohne gegen die defensiv konzentriert und kompakt stehenden Hütteldorfer zu Chancen zu kommen.

Ein ungeschicktes Foul von Jovanovic an Tesche eröffnete dem HSV die erste Gelegenheit. Doch Marcell Jansen donnerte den Freistoß von der Strafraumgrenze knapp über das Gehäuse von Helge Payer (22.). Der großen Show, die die grünweißen Fans auf den Rängen abzogen, konnten die elf Mann auf dem Rasen nicht entsprechen. Dem Ballgewinn der Abwehr folgte stets der sofortige Ballverlust, was in einem Powerplay der Hamburger mündete. Glücklicherweise waren die ersatzgeschwächten Norddeutschen vorerst nicht in der Lage, daraus Kapital zu schlagen. Rapid agierte offensiv zu halbherzig und kam in den ersten 45 Minuten zu keiner Torchance, somit ging es mit 0:0 in die Kabinen. Gedanken musste sich Trainer Peter Pacult in der Pause auch über die bereits vier gelben Karten gegen seine Mannschaft (Pehlivan, Soma, Heikkinen, Katzer) machen.

Unmittelbar nach dem Wiederbeginn ging der HSV nach einem kapitalen Schnitzer in der Wiener Innenverteidigung in Führung: Soma ging nicht auf den Kopfball, Jovanovic legte den Ball perfekt in den Lauf von Jansen, der sich mit dem 1:0 bedankte (47.). Pacult reagierte umgehend, brachte Hamdi Salihi für Pehlivan. Doch es waren die Hamburger, die noch einen Treffer drauflegten. Der Schwede Markus Berg konnte im Strafraum den Ball annehmen, eine Drehung machen und ungestört einschießen – Kulovits war interessierter Beobachter der Situation, griff aber nicht ein – 2:0 (52.).

Rapid tat in der Folge mehr nach vorne, was nach nicht ganz einer Stunde Spielzeit in der ersten Gelegenheit resultierte, doch nach einem abgefälschten Hofmann-Freistoß sprang Heikkinens Fallrückzieher von der Stange ins Toraus (58.). Die Deutschen blieben insgesamt gefährlicher - Payer musste Jansens Fernschuss, Aogos Heber und Tesches Schupfer entschärfen, was den Rapid-Goalie zum besten Akteur seines Teams machte.

Rätselhaft blieb, warum die Hütteldorfer erst nach dem 0:2-Rückstand begannen, ernstzunehmend nach vorne zu spielen. Der HSV buchte mit dem verdienten Sieg das Ticket für das Europa-League-Sechzehntelfinale, Rapid verabschiedet sich in 14 Tagen mit dem Heimspiel gegen Celtic Glasgow aus dem internationalen Bewerb. Ein letztes Fest für die Fans, die in der Hansestadt ihre Europareife eindrucksvoll unter Beweis stellten – im Gegensatz zum Team selbst.

Peter Pacult (Rapid-Trainer): “Ich denke, über die gesamten 90 Minuten war der HSV besser, er hat verdient gewonnen. Wir sind in der ersten Hälfte nicht in Tritt gekommen mit Ausnahme der ersten 60 Sekunden. Dann haben wir uns den Druck aufzwingen lassen. Wir haben viele unnötige Ballverluste gehabt. Aber man braucht nach so einer Halbzeit nicht auf den Tisch hauen. Da muss man die Mannschaft aufrichten. Ich habe auch gesagt, man muss das abhaken, es ist mehr möglich. Denn im Grunde hatte der HSV auch keine echte Torchance. Wir wollten das Herz in die Hand nehmen und nicht mehr mit einem halben Beistrich herumrennen, aber wenn du gleich so einen katastrophalen Fehler machst … Wir wollen das Spiel gegen Celtic auf jeden Fall gewinnen. Wir müssen uns auch bei den Fans für die hervorragende Unterstützung bedanken.”

Steffen Hofmann (Rapid-Kapitän): “Wir sind sehr enttäuscht. Wir sind hierhergekommen, um etwas mitzunehmen. Es ist uns nicht gelungen, richtig gefährlich nach vorne zu werden. Wir dürfen einfach kein Gegentor bekommen. Wenn man dem Gegner solche Gegentore schenkt, hat man in der Europa League nichts verloren. Wir haben gut angefangen, der HSV war da etwas verunsichert. Aber der HSV hat gezeigt, dass er eine starke Mannschaft hat.”

Bruno Labbadia (HSV-Trainer): “Unser Sieg war hochverdient. Wir haben sehr gut verhindert, dass wir in Konter laufen. Außerdem hat die Mannschaft auch Geduld gezeigt, Kompliment wie die Mannschaft immer wieder die ganzen Ausfälle wegsteckt. Wir wollen jetzt im letzten Gruppenspiel in Tel Aviv den Gruppensieg fixieren.”

Frank Rost (HSV-Tormann): Zur Attacke an Jelavic: “Das hat mit unterschätzen nichts zu tun, wenn ich im Tor stehenbleibe, kann er den Ball in aller Ruhe reinmachen. Das war ein Zusammenprall. Am Wochenende müssen wir aber wieder von vorne anfangen.”

Fußball-Europa-League – Gruppe C, 5. Runde
Hamburger SV – SK Rapid Wien 2:0 (0:0)
Hamburg Arena, 48.000, SR Nijhuis/NED

Torfolge: 1:0 (47.) Jansen, 2:0 (53.) Berg

HSV: Rost – Demel, Boateng, Mathijsen, Aogo (87. Bertram) – Jarolim, Rincon – Trochowski, Tesche, Jansen (83. Tavares) – Berg (76. Petric)
Rapid: Payer – Kulovits, Soma, Jovanovic, Katzer – Heikkinen (66. Dober), Pehlivan (52. Salihi) – Kavlak, Hofmann (79. Thonhofer),
Boskovic – Jelavic

Gelbe Karten: Jarolim bzw. Pehlivan, Heikkinen, Katzer, Soma, Kulovits, Boskovic, Thonhofer
Die Besten: Jansen, Rincon, Trochowski bzw. Payer

Celtic Glasgow – Hapoel Tel Aviv 2:0 (1:0)
Glasgow, Celtic-Park, Tore: Samaras (22.), Robson (68.)

 

Tabelle:
 1. Hamburger SV            5   3  1  1    7:5     10 *
 2. Hapoel Tel Aviv         5   3  0  2   12:8      9 *
 3. Celtic Glasgow          5   1  2  2    4:4      5
 4. Rapid Wien              5   1  1  3    5:11     4
*fix im Sechzehntelfinale
Martin Ucik
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