AA

Haiti: Trotz internationaler Hilfe wächst Not

Trotz weltweiter Hilfsbereitschaft für das von einer Flutkatastrophe heimgesuchte Haiti wird die Lage für viele der Überlebenden des Tropensturms „Jeanne“ immer verzweifelter. Florida bereit sich auf den nächsten Hurrikan vor.

Während die bis Freitag auf Haiti gefundenen 1.105 Toten aus Angst vor Seuchen eilig in Massengräbern beerdigt wurden, litten viele der etwa 250.000 Obdachlosen Hunger und Durst. Bereits seit fünf Tagen gab es für viele kaum etwas zu essen und kein sauberes Trinkwasser. Weitere 1.250 Menschen galten nach einer neuen Bilanz als vermisst.

Lebensmittellager in der besonders betroffenen Stadt Gonaives im Nordwesten des Landes waren von großen Menschenmengen umringt, die auf Essen und Wasser hofften. UN-Blauhelme konnten die Menschen nicht in allen Fällen von Plünderungen abhalten. Die Behörden Haitis warnten, die Bedürfnisse der Flutopfer überstiegen die Möglichkeiten der Regierung in Port-au-Prince und der Hilfsorganisationen. Der bitterarme Karibikstaat war nach bürgerkriegsähnlichen Unruhen zum Jahresbeginn schon im Juli von einer Flutkatastrophe mit tausenden Toten betroffen.

Unterdessen trafen immer mehr Hilfslieferungen in Haiti ein, die jedoch wegen der ohnehin prekären und durch das Hochwasser noch weiter beschädigten Infrastruktur nur langsam zu den Bedürftigen transportiert werden konnten. Lastwagen fuhren sich im Morast unbefestigter und überfluteter Straßen fest, und viele Brücken waren unpassierbar.

Die Deutsche Welthungerhilfe kündigte unter anderem an, zur Vorbeugung gegen Seuchen würden vor allem die Brunnen im Nordwesten des Karibikstaates wieder in Stand gesetzt. In der Stadt Ennery, nordöstlich von Gonaives, hätten Mitarbeiter der Welthungerhilfe bereits 2000 Sturmopfer mit Kochutensilien ausgestattet, weitere 4.000 Menschen würden bis zum Wochenende versorgt.

Auch die sturmgeplagten Menschen im US-Bundesstaat Florida kommen nicht zur Ruhe. Hunderttausende bereiteten sich am Freitag auf die mögliche Ankunft des vierten Hurrikans innerhalb von sechs Wochen vor: Sturm „Jeanne“ näherte sich beharrlich dem Sonnenscheinstaat und könnte am Sonntag eintreffen. Ein solcher vierfacher Schlag ist nach Medienberichten zuletzt im Jahr 1886 vorgekommen.

Noch dazu feierte „Ivan“ ein außergewöhnliches Wiedersehen mit den USA. Er hatte am 16. September Florida getroffen und war nach seinem zerstörerischen Zug nordwärts als tropisches Tiefdruckgebiet auf den Atlantik abgedreht. Danach zog er – zum Tropensturm erstarkt – die Ostküste entlang wieder südwärts und quer über Florida in den Golf von Mexiko. In der Nacht auf Freitag traf „Ivan“ dann die Küste von Texas und Louisiana und brachte heftige Regenfälle mit sich. Wetterexperten sagten, ein solches „Comeback“ habe es nicht gegeben, seit in den USA Hurrikan-Statistiken geführt werden.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Haiti: Trotz internationaler Hilfe wächst Not
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.