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Haiti: Premierminister beklagt ausbleibende Hilfe

Der Premierminister von Haiti, Gerard Latortue, hat das Ausbleiben internationaler Finanzhilfe für den zerrütteten Karibikstaat beklagt. "Bis jetzt ist nichts eingetroffen und alles nur versprochen".

Dies sagte Latortue in einem dpa-Gespräch in Port-au-Prince. Es gebe einen enormen Verzug bei der Auszahlung der Gelder, nachdem eine internationale Geberkonferenz in Washington im Juli dieses Jahres Hilfen von insgesamt 1,4 Milliarden Dollar (1,1 Mrd. Euro) zugesagt habe.

Latortue, der am 9. März dieses Jahres zum Regierungschef ernannt worden war, machte den Ende Februar gestürzten und jetzt in Südafrika lebenden Ex-Präsidenten Jean Bertrand Aristide mitverantwortlich für die Gewalt in Haiti. „Aristide will das System destabilisieren“, sagte Latortue. Darüber hinaus machten Drogenbanden und andere gewöhnliche Kriminelle das Land unsicher. „Aristide ist nicht der einzige Verantwortliche für die Gewalt, aber er ist gewiss der am besten organisierte. Er bezahlt Leute, um zu destabilisieren“, sagte der Regierungschef.

In Haiti ist seit Juni eine UN-Mission stationiert, die bis Mitte voriger Woche eine Stärke von 4.489 Blauhelm-Soldaten und 978 Polizisten erreicht hatte. Nach einigen Anfangsproblemen laufe die Zusammenarbeit zwischen den ausländischen Sicherheitskräften und der haitianischen Nationalpolizei inzwischen sehr gut, versicherte Latortue. Seine Regierung gewinne nach und nach die Kontrolle über das ganze Land zurück. „Es gibt keinen Staatsterrorismus mehr. Die Menschen können ruhig schlafen gehen“, sagte Latortue.

Auch die wirtschaftliche Lage hat sich nach Aussage des Premiers stabilisiert. Erstmals seit ungefähr 50 Jahren sei ein Staatshaushalt rechtzeitig verabschiedet worden. Ende nächsten Jahres würden allgemeine Wahlen organisiert. Die Übergangsregierung werde am 7. Februar 2006 abtreten.

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