AA

Haiti: Land steht vor Hungersnot

Gut zwei Monate nach dem Sturz von Präsident Jean-Bertrand Aristide und der Ankunft internationaler Truppen steht Haiti nach Angaben der deutschen Diakonie vor einer Hungersnot.

„Es ist zu befürchten, dass sich die Ernährungssituation in den ländlichen Regionen noch verschlechtert“, zitierte die in Stuttgart ansässige Organisation am Donnerstag den Leiter ihres Regionalbüros Lateinamerika, Michael Jordan, der Haiti kurz zuvor besucht hatte.

Viele Bauern ernährten sich derzeit von ihrem Saatgut, weil sie keine anderen Reserven hätten. „Damit ist die bevorstehende Hauptaussaat in Gefahr. Wir befürchten eine Hungersnot“, sagte Jordan.

Bereits vor den Unruhen Anfang des Jahres war nach Angaben der Diakonie die Hälfte der 8,5 Millionen Menschen in dem Karibikstaat von internationaler Nahrungsmittelhilfe abhängig. Laut Jordan erreicht die internationale Hilfe derzeit lediglich die Städte, während die Bevölkerung im Landesinnern völlig auf sich allein gestellt ist.

Staatliche Strukturen seien vollständig verschwunden, und in vielen Dörfern trieben immer noch „bewaffnete Banden“ ihr Unwesen. Außer Nahrungsmitteln fehlten vor allem Medikamente, und die wenigen Wasserversorgungsanlagen seien nur noch bedingt funktionsfähig.

Staatschef Aristide hatte Haiti am 29. Februar nach monatelangen Unruhen und auf Druck insbesondere der USA und Frankreichs verlassen. Die USA führen in dem Karibikstaat eine aus 3.350 Soldaten bestehende, multinationale Truppe an, die das Land stabilisieren soll.

Der UNO-Sicherheitsrat erteilte am Freitagabend einer Friedenstruppe für Haiti das Mandat. Im Juni sollen 6.700 Blauhelmsoldaten und 1.200 Zivilpolizisten die derzeit von Kanada, Frankreich und Chile gestellten Soldaten ablösen.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Haiti: Land steht vor Hungersnot
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.