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Hagelversicherung: Warnung vor Lebensmittelknappheit durch Verbauung

Die Hagelversicherung warnt vor Lebensmittelknappheit.
Die Hagelversicherung warnt vor Lebensmittelknappheit. ©Canva (Symbolbild)
Am Donnerstag hat die österreichische Hagelversicherung vor Engpässen in der Lebensmittelversorgung durch das ungebremste Verbauen von Ackerfläche gewarnt.

So ist laut einer Wifo-Studie seit 1999 eine Fläche von 72.000 Hektar an Ackern verloren gegangen - mit der umgerechnet 480.000 Menschen pro Jahr ernährt werden hätte können. "Von Beton können wir nicht abbeißen", sagte der Vorstandsvorsitzende Kurt Weinberger bei einer Pressekonferenz in Wien.

11,5 Hektar an natürlichem Boden täglich verbaut

In Österreich werde rund 11,5 Hektar an natürlichem Boden täglich verbaut, auch für Supermärkte, wie deren zahlenmäßige Präsenz zeige: Während in Deutschland auf 100.00 Bewohner 40 Supermärkte kommen, sind es in Österreich 60. Auch das Straßennetz ist dichter als in dem Nachbarland. Wenn dieser Trend weitergehe, werde es in Österreich "in 200 Jahren keine Landwirtschaft mehr geben", warnte Weinberger.

Eine von der Hagelversicherung in Auftrag gegebene Wifo-Studie unterstreicht diese Einschätzung. "Die Ergebnisse zeigen, dass das Ackerland zwischen 1999 und 2020 um über 72.000 Hektar abgenommen hat. Im selben Zeitraum verringerte sich die Fläche des Ackerlandes von 1.750 auf 1.460 m2 pro Person. Dieser Rückgang setzt sich einerseits aus dem Verlust von Ackerland und andererseits aus dem Anstieg der Bevölkerung zusammen. Umgerechnet in Versorgungsleistung bedeutet der Rückgang des Ackerlandes, dass in Österreich binnen 20 Jahren etwa 480.000 Menschen pro Jahr weniger ernährt werden können", so Studienautor Franz Sinabell.

Auswirkungen sind bereits spürbar

Die Auswirkungen sind bereits spürbar: Bei Kartoffeln hat Österreich der Hagelversicherung zufolge nur mehr eine Eigenversorgungsquote von 80 Prozent, beim Brotgetreide von 90 Prozent - das heißt, dass das Land bereits jetzt von Importen abhängig ist. "Bei der Gegenwärtigen Situation hängt ein Damoklesschwert über unserer autonomen Grundversorgung. Denn ohne Böden keine Landwirtschaft, ohne Landwirtschaft kein Essen und ohne Essen kein Leben", sagte Weinberger.

Hagelversicherung warnt vor Lebensmittelknappheit

Im Programm der österreichischen Bundesregierung steht zwar, dass der Bodenverbrauch bis 2030 auf 2,5 Hektar am Tag reduziert werden soll, doch deuten Daten zum aktuellen Flächenverbrauch darauf hin, dass dieses Ziel wohl verfehlt werden wird. Zum Erreichen brauche es Weinberger zufolge auch dringend "verbindliche, quantitative Zielwerte".

Den Vorschlag, Gemeinden die Kompetenz zur Umwidmung zu entziehen und somit besser in die Entwicklung eingreifen zu können, hält Weinberger für nicht realistisch. Dazu brauche es nämlich eine Verfassungsänderung - "und als gelernter Österreicher weiß ich, dass es die nicht geben wird", so Weinberger.

(APA/Red)

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