Häftlinge nehmen in El Salvadors über 100 Geiseln
In der Haftanstalt Chalatenango nördlich der Hauptstadt San Salvador hätten Gefangene 48 Menschen in ihre Gewalt gebracht, sagte die Sprecherin der Strafvollzugsbehörden, Keyna Escobar, am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Unter den Geiseln seien andere Häftlinge, Besucher, ein Priester und zwei Wachleute. Im Gefängnis von Cojutepeque östlich der Hauptstadt seien mindestens 60 weitere Geiseln genommen worden.
Die Geiselnahmen hätten zeitgleich stattgefunden und seien offenbar abgesprochen gewesen. Die Polizei habe beide Anstalten abgeriegelt, in denen überwiegend Mitglieder berüchtigter Banden inhaftiert sind. Die Geiselnehmer forderten den Angaben zufolge Gespräche mit dem Leiter der salvadorianischen Haftanstalten, Rodolfo Garay, mit dem Erzbischof von San Salvador, Fernando Saenz, sowie mit der Menschenrechtsbeauftragten Beatrice Alamanni. Im Gefängnis von Chalatenango sitzen 540 Häftlinge ein, fast ausschließlich Mitglieder von Jugendbanden, in Cojutepeque sind 350 Gangmitglieder inhaftiert.
Ende August hatte Präsident Antonio Saca eine Politik der harten Hand gegen bewaffnete Jugendbanden – die so genannten Maras – angekündigt, die in dem mittelamerikanischen Land ihr Unwesen treiben. Sie sind nach offiziellen Angaben für 70 Prozent aller Morde verantwortlich. Die Polizei schätzt die Zahl der Bandenmitglieder auf 34.000. Zu den berüchtigtsten zählen die Mara Salvatrucha und die Mara 18.