Haftbefehl gegen Anführer von Terrorzelle

Wie Oberstaatsanwalt August Stern am Donnerstag auf Anfrage mitteilte, wird dem Iraker Mohammed L. Schlepperei und damit Verstoß gegen das Ausländergesetz vorgeworfen. Die Terrorgruppe soll Medienberichten zufolge Reisen von Selbstmordattentätern in den Irak organisiert haben. L. war am Dienstag am Münchner Hauptbahnhof festgenommen worden, als er sich offenbar absetzen wollte.

Wie die „Süddeutsche Zeitung“ und der „Bayerische Rundfunk“ berichteten, wird dem Iraker in erster Linie das Schleppen von zwei Landsleuten nach Deutschland vorgeworfen. Die Ermittler gingen aber auch davon aus, dass L. der Anführer der Münchner Zelle von Ansar al Islam sei und in den vergangenen Monaten die Reise von bis zu einem Dutzend Menschen in den Irak organisiert habe, wo sie als potenzielle Selbstmordattentäter gegen die amerikanischen Besatzungstruppen eingesetzt werden sollten, hieß es in dem Zeitungsbericht weiter. Oberstaatsanwalt Stern wollte sich dazu mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht äußern.

Dem Zeitungsbericht zufolge gilt Ansar al Islam als eine der gefährlichsten Terrorgruppen. Sie agiert vom Nordirak aus gegen die USA. In Deutschland hielten sich Erkenntnissen des Verfassungsschutzes zufolge etwa hundert Aktivisten dieser Gruppe auf, die meisten in Süddeutschland. Nach Angaben der Sicherheitsbehörden gebe es solche Zellen in Berlin, Hamburg, Duisburg, Köln und Frankfurt, aber auch in vielen größeren bayerischen Städten, berichtete die Zeitung.

Wie der bayerische Innenminister Günther Beckstein mitteilte, wird die Gruppe Ansar al Islam seit langem von den Sicherheitsbehörden beobachtet. Es sei von einer unverändert hohen abstrakten Gefahr auszugehen, konkrete Hinweise auf geplante Terroranschläge gebe es jedoch nicht. Beckstein verwies auf den bayerischen Verfassungsschutzbericht, wonach in Bayern zirka 20 Anhänger der Gruppe leben, darunter in München, Augsburg und Nürnberg.