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Häusliche Gewalt zu Weihnachten oft verborgen

Häusliche Gewalt macht an den Feiertagen keine Pause.
Häusliche Gewalt macht an den Feiertagen keine Pause. ©Canva (Sujet)
Häusliche Gewalt macht auch an den Weihnachtsfeiertagen keine Pause. Expertinnen berichten, dass viele betroffene Frauen Eskalationen über die Feiertage hinweg ertragen und erst im Jänner Hilfe suchen – oft aus Rücksicht auf Kinder und den Wunsch nach familiärer Harmonie.

Weihnachten bringt nicht nur Frieden und Eintracht mit sich, in manchen Fällen überwiegen Stress und familiäre Spannungen. In gewaltvollen Beziehungen kann es natürlich auch an den Festtagen zu Eskalationen kommen. Die meisten Frauen suchen aber erst im Jänner Hilfe bei Opferschutzeinrichtungen, um die weihnachtliche Harmonie - oft zugunsten der Kinder - aufrechtzuerhalten. Die Anlaufstellen betonen jedoch, dass sie auch zu Weihnachten für Betroffene da sind.

Viele Betroffene halten die Feiertage "durch"

"Gewalt muss niemand aushalten - egal ob Weihnachten, Ostern oder Geburtstag ist", sagte Elisabeth Cinatl, Vorsitzende des Vereins Autonome Frauenhäuser, im Gespräch mit der APA. Aus ihrer Sicht sollten Frauen keine Feiertage abwarten, wenn sie von häuslicher Gewalt betroffen sind. "Es ist ja für die Kinder auch nicht schön, wenn sie die Spannungen spüren und der Papa der Mama weh tut."

In der Realität jedoch würden Frauen rund um den Heiligen Abend seltener ein Frauenhaus aufsuchen, auch wenn es daheim eskaliert. Erst wenn die Kinder wieder in der Schule sind und der Mann in der Arbeit, wenden sich viele Betroffene an die Schutzeinrichtungen. In den Beratungen wird dann erzählt, dass erst jetzt wieder Luft zum Nachdenken vorhanden ist und nun realisiert werden kann, was passiert ist, berichtete Cinatl. Auch Trennungen werden zu Weihnachten kaum ausgesprochen. "Wer trennt sich schon gern zu Weihnachten?", zeigt die gelernte Psychotherapeutin Verständnis.

Denselben Eindruck hat auch Christina Riezler, stellvertretende Bundesverbandsvorsitzende der Gewaltschutzzentren und Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Salzburg. "Frauen versuchen das Fest für die Familie irgendwie durchzubringen und nach den Feiertagen können sie dann einfach nicht mehr", sagt sie. Sie appelliert an betroffene Frauen, trotz erhofftem Weihnachtsfrieden im Akutfall die Polizei zu rufen. "Man macht damit kein Fest kaputt", betonte Riezler - sondern derjenige, der übergriffig geworden ist.

Im Akutfall Polizei rufen

Wenn es um Schutz und Sicherheit einer von Gewalt betroffenen Person geht, sieht auch Sophie Hansal, Geschäftsleiterin beim Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen, die Polizei als richtige Anlaufstelle. "Das Setting Weihnachten ist eines, das viel Druck enthält, viele Erwartungen, viel Potenzial für Streit", sagte die Expertin. Das führe nicht zwangsläufig zu einer Eskalation, aber auch sie verweist bei Bedarf nach Unterstützung an die Opferschutzeinrichtungen, die meist rund um die Uhr anonym erreichbar seien.

"Auch an den Feiertagen gibt es Anlaufstellen", unterstrich Hansal und richtet sich an betroffene Frauen: "Sie sind nicht allein und Sie müssen es nicht aushalten." Dieselbe Unterstützung sichert Elisabeth Cinatl ihren Schützlingen in den Frauenhäusern zu. "Es gibt Einrichtungen, die für die Frauen da sind - und sie sind bei allen richtig, egal wo sie anrufen."

(APA/Red)

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