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Hackl: Wusste von "faulen" Uni-Bonds nichts

"Für mich war nicht erkennbar, dass mit den Uni-Bonds etwas faul ist", sagte Ex-BAWAG-Treasurer Thomas Hackl bei seiner Befragung im BAWAG-Prozess.

Er habe nicht gewusst, was dahinter steckt, da die Uni-Bonds im Bankbuch und damit außerhalb des Verantwortungsbereiches des Treasury geführt worden seien. „Wir waren Servicestelle, hatten kein Pouvoir über Kauf, Verkauf oder Umstrukturierung“, so Hackl.

Er habe auch nicht gewusst, dass hinter jenen Stiftungen, die bei den Uni-Bonds-Veranlagungen für die 22,5 prozentige Eigenkapitalunterlegung zuständig waren, wirtschaftlich gesehen wiederum die BAWAG gestanden sei. Er sei in die Strukturierung überhaupt nicht involviert gewesen.

Die Befragung von Hackl dauerte ungewöhnlich lange und endete nach fast sechs Stunden erst gegen 15 Uhr. Hackl betonte wiederholt, von den großen Verlusten der BAWAG erst im Oktober 2005, mit dem Platzen des Refco-Kredites, erfahren zu haben.

Diese Sicht bestätigte auch Ex-BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner. „Wir haben ihn nicht informiert, er hat meiner Meinung nach nichts gewusst“, so Elsner. Er habe nur mit den Vorstandsmitgliedern und seinem Generalsekretär Peter Nakowitz über die Verluste – laut Anklageschrift haben sie kumuliert 1,44 Mrd. Euro betragen – gesprochen, auch mit niemanden aus der zweiten Ebene.

Es habe klare Beschlüsse des Vorstandes gegeben, Hackl nicht vollständig zu informieren, sagte Nakowitz auf Befragung durch Richterin Claudia Bandion-Ortner. Auf dem gemeinsamen Flug mit Hackl nach Israel – um den Repohandel mit einer israelischen Bank einzufädeln – seien die Verluste kein Thema gewesen, er habe Hackl bloß erklärt, dass es sich dabei um einen technischen Vorgang, ein Ultimogeschäft, eine Auslagerung eines Pensionsgeschäftes handle. Als es dann um die Details gegangen sei, habe man das Geschäft nicht durchgeführt.

Nachdem das Repo-Geschäft mit israelischen Banken knapp vor Weihnachten 2000 nicht zustande gekommen war, begann laut Anklageschrift die hektische Suche nach andere Lösungsmöglichkeiten. Zuerst wurde demnach versucht, die eingetretenen Verluste nach alter Tradition zu verstecken. Zu diesem Zweck wurde schnell ein Fonds geschaffen und die wertlosen Uni-Bonds um 338,5 Mio. Dollar (244 Mio. Euro) dorthin transferiert und um exakt diesen Preis Anteile am LOP erworben. Der Kauf/Verkauf wurde über Refco abgewickelt.

Für die Verwaltung dieses Liquid Opportunity Plus Fonds (LOP) wurde unter Mithilfe von Hackl Jonathan Knight ausgesucht. Knight sollte die Verwaltung und Verwahrung der Wertpapiere übernehmen, darüber hinaus seien ihm zusätzliche Geldmittel in Aussicht gestellt worden, wozu es aber nie gekommen sei, so Hackl. Knight verlangte dafür rund 1,5 Mio. Dollar pro Jahr.

Hackl bestätigte heute, noch nach seinem im Jahr 2002 erfolgten Ausscheiden aus der BAWAG im Jahr 2005 der Gewerkschaftsbank eine knappe Million Euro in Rechnung gestellt zu haben. Es habe dafür zwei Rechnungen gegeben, für seine Brokertätigkeit sowie für seine Verwaltung und Verwahrung von Wertpapieren, die sich nach dem Ausscheiden der BAWAG aus der Refco noch dort befunden hätten. Dabei hat es sich um die Holdinggesellschaften der Uni-Bonds gehandelt hat. Auch damals habe er noch immer nicht gewusst, dass die Uni-Bonds wertlos sind, so Hackl auf Nachfrage der Richterin.

Er habe mit allen damaligen BAWAG-Vorständen ein gutes freundschaftliches Verhältnis gehabt. „Ich habe mich in der Bank extrem wohl gefühlt“, so Hackl.

Einen Berührungspunkt gab es in den Jahren 1999 und 2000 auch mit dem ehemaligen Bundeskanzler Viktor Klima. Dieser sei für die Funktion des Aufsichtsratspräsidenten der „Alpha Capital“ – einer Art Investmentfirma für Spezialgeschäfte – vorgesehen gewesen, bestätigte Elsner heute. Klima und andere Kunden hätten sich mit ihrem Privatkapital beteiligen sollen, die BAWAG wäre Ko-Investor gewesen. Dazu sei es aber nie gekommen.

Bereits „Geschichte“ ist laut Hackl die Acies Asset Management SA, für die er nach seiner Tätigkeit bei Refco gearbeitet hat. Seine derzeitige Tätigkeit gab er mit „privater Vermögensverwalter“ an. Eigentümer von Acies sei eine Offshore-Holding gewesen, an der Refco mit 26 Prozent beteiligt war, die Bank Frick mit rund 5 Prozent und der Rest von zwei Privatstiftungen gehalten wurde. Wer die Begünstigten dieser Stiftungen waren, wollte Hackl unter Berufung auf das Schweizer Bankgeheimnis nicht sagen. Den Unternehmer und Elsner-Freund Martin Schlaff und Elsner selbst schloss er auf Nachfrage dezidiert aus.

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