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Hackl: Sollte Flöttl-Anleihe in Israel verkaufen

Der frühere Leiter der Wertpapierabteilung (Treasury) der BAWAG, Thomas Hackl, ist am Montag als Zeuge im BAWAG-Prozess einvernommen worden.

Hackl war für den Investmentbanker Wolfgang Flöttl jahrelang Kontaktperson in der Bank, unter anderem für die Veranlagung in den so genannten Uni-Bonds. Mit diesem Finanzinstrument wollte die BAWAG nach den ersten großen Verlusten mit Flöttl das verlorene Geld wieder zurückverdienen. Das eingesetzte Geld von 350 Mio. Euro ging jedoch auch wieder verloren.

Die Bank zeichnete für die Uni-Bonds sieben Anleihen zu insgesamt 350 Mio. Euro. Die Veranlagung sei diversifiziert gewesen, weil sieben verschieden Anlagestrategien verfolgt werden sollten, um das Risiko zu streuen, sagte Hackl. Zwei Aktennoten über die Uni-Bonds an den BAWAG-Vorstand sind von Hackl unterschrieben, in einer wird vom Management der Veranlagung durch Flöttl gesprochen, in der zweiten vom Management durch den in London lebenden Investmentbanker Kaveh Alamouti. Er habe sicher nicht zwei Aktennoten angefertigt, wieso es dann zwei Aktennoten mit verschiedenen Inhalten mit seiner Unterschrift gebe, könne er sich nicht erklären, ließ Hackl auf Befragung durch Richterin Claudia Bandion-Ortner das Rätsel um die zwei Aktennoten offen.

Die Bestätigungen für die Performance der Uni-Bonds habe Flöttl regelmäßig an ihn geschickt, im Herbst des Jahres 2000 seien diese Meldungen aber plötzlich ausgeblieben. Daraufhin habe er den damaligen BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner informiert, der ihn beauftragte, weiter bei Flöttl nachzufragen. Als aber von Flöttl keine Meldung mehr kam, habe ihm Elsner gesagt, nun werde sich der damalige BAWAG-Generalsekretär Peter Nakowitz um die Angelegenheit kümmern.

Nach dem Ausbleiben der Meldungen zu den Uni-Bonds flog Hackl mit Nakowitz nach Israel. Ziel der Reise war es, die Uni-Bonds als Repo-Geschäft mit Rückkaufverpflichtung der BAWAG an eine große israelische Bank vorübergehend zu verkaufen, schilderte Hackl. Dieser Verkauf sei aber nicht zustande gekommen, weil die angesprochenen zwei oder drei israelischen Großbanken nähere Angaben über den Inhalt der Bonds haben wollten. Da die BAWAG aber nicht bereit war, diese Informationen zu liefern, sei das in Aussicht genommene Geschäft nicht realisiert worden.

„Wussten Sie, dass man jetzt Verluste verdaut?“, fragte Richterin Claudia Bandion-Ortner, „Nein, in keinster Weise“, antwortete Hackl. Dass die Uni-Bonds nichts mehr wert waren, habe er erst nach Oktober 2005 erfahren, als im Zuge der Refco-Affäre die BAWAG-Verluste bekannt wurden, sagte Hackl. Das Geschäft mit israelischen Banken sollte im Zuge der „Umstrukturierung“ der Uni-Bonds aus „bilanztechnischen Gründen“ erfolgen, erläuterte Hackl heute vor Gericht.

Auch Nakowitz stellte diesen Versuch der BAWAG, die Uni-Bonds in Israel vorübergehend zu verkaufen, so dar. „Für mich war das ein technischer Vorgang“, sagte der damalige BAWAG-Generalsekretär und jetzige Angeklagte. Die Reise nach Israel sei eine Woche vor Weihnachten erfolgt, ihm seien damals die Verluste der Bonds bekannt gewesen. Hackl hingegen will damals von den Verlusten in den Uni-Bonds nichts gewusst haben. An den Termin der Reise nach Israel könne er sich nicht mehr erinnern, so der Zeuge.

„Es war ein Ultimo-Geschäft“, erläuterte Elsner auf Befragung durch die Richterin. Üblicherweise werde bei Ultimo-Geschäften rund um den Bilanzstichtag nicht nach dem Inhalt gefragt. Die israelischen Banken seien aber sehr wohl am Inhalt der Bonds interessiert gewesen, da die BAWAG keinen falschen Inhalt bestätigen wollte, sei das angestrebte Geschäft dann eben nicht zustande gekommen. „Man kann ja nicht bestätigen, dass es einen Wert gibt“, sagte Elsner. Die Uni-Bonds waren damals bereits praktisch wertlos.

Richterin Claudia Bandion-Ortner fragte auch nach der bei der BAWAG tätig gewesenen Tochter von Günter Weninger, die zeitweise in Hackls Wertpapier-Abteilung tätig war. Seine Tochter habe vor Beginn seiner Aufsichtsratstätigkeit bereits bei der BAWAG gearbeitet und sei im Juli 2000 in Karenz gegangen, sie könne also von Hackls Israel-Reise nichts gewusst haben, antwortete Weninger, früher BAWAG-Aufsichtsratspräsident und jetzt einer der Angeklagten.

Der heute 42-Jährige Hackl arbeitete von 1991 bis 2002 in der BAWAG, von 1997 bis 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung. Heute ist der diplomierte Betriebswirt als selbstständiger Vermögensverwalter in der Schweiz tätig.

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