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Habermann

Bemühte Saga aus der sudetendeutschen Geschichte: Die deutsch-tschechisch-österreichische Gemeinschaftsproduktion leidet bisweilen unter ihrem eigenen Anspruch - Ab 4. Februar im Kino.
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Lange hat es gedauert, bis sich mit Deutschland, Österreich und Tschechien die einstigen Konfliktparteien bei der Vertreibung der Sudetendeutschen am Ende des Zweiten Weltkrieges gemeinsam an die filmische Aufarbeitung der Geschehnisse machten: Entsprechend schwer wiegt die Last auf den Schultern von “Habermann”, unter der die Saga aus dem Sudetenland beinahe nicht mehr gerade gehen kann. Allzu holzschnittartig fällt die Charakterisierung der Hauptfiguren aus, obgleich man sich in den Nebenrollen durchaus um Differenzierung bemüht. Am 4. Februar startet der Film in den heimischen Kinos.

Der gut aussehende Held der Koproduktion (von österreichischer Seite ist der ORF mit von der Partie) ist August Habermann (Mark Waschke), deutscher Sägewerksbesitzer in den Sudetengebieten, der in der Zwischenkriegszeit friedlich mitsamt der bunt durchmischten Dorfgemeinschaft lebt. Seine geliebte Frau Jana (Hannah Herzsprung) ist Halbjüdin (Na, wenn es da nicht noch später zu zusätzlichen Problemen kommen wird!). Als aufrechter Charakter, der für jedermann kämpft, ist Habermann der Anschluss an das Deutsche Reich herzlich egal, während seine tschechischen Arbeiter die Sache weniger entspannt sehen und sein jüngerer Bruder Hans (Wilson Gonzalez Ochsenknecht) der Bewegung beitritt. Als dann auch noch der SS-Scherge Koslowski (Ben Becker) im Dorf einmarschiert, gerät Habermann zwischen die Fronten, bleibt aber stets anständig und setzt sogar seinen wertvollen Familienschmuck ein, um das Leben der tschechischen Bewohner zu retten. Dessen ungeachtet wird er als deutscher Firmenbesitzer nach der Niederlage des Reiches von den Tschechen massakriert.

Der tschechische Regisseur Juraj Herz (“Der Autovampir” oder “Der Leichenverbrenner”) versteht es bisweilen also durchaus, die Ambivalenz seiner Figuren und vor allem der historischen Situation zu verdeutlichen. Auch ein Teil der Tschechen agiert unter der Besatzung brutal und mitleidslos, während viele Deutsche menschlich bleiben. Jedoch beschränkt sich diese subtilere Figurenzeichnung auf die Nebenrollen wie Habermanns besten Freund Jan Brezina (Karel Roden), dessen Frau von der Wienerin Franziska Weisz gespielt wird. “Das war uns besonders wichtig: Keinesfalls die Ereignisse einseitig darstellen”, so Regisseur Herz.

Bei den Hauptfiguren kommt hingegen Schwarz-Weiß statt Grautöne zum Einsatz. Waschkes Habermann ist gut, selbstaufopfernd, ohne Rassismus, Antisemitismus, hängt nicht an seinem Besitz. Ben Becker als SS-Scherge spielt den Antagonisten zwar diabolisch gut, hat leider gemäß Drehbuch jedoch ausschließlich einen feigen Perversling an allen Fronten zu verkörpern.

Überdies leidet das Zusammenspiel der verschiedenen Akteure an der jeweils unterschiedlichen Sprache. So haben die Produzenten zur Variante gegriffen, die tschechischen Schauspieler zu synchronisieren, anstatt zu untertiteln. Abseits unterschiedlicher Umgebungsgeräusche während der Dialoge von Deutschen und Tschechen verwirrt dabei die Synchronisation damit, dass ein Teil der Tschechen hierdurch akzentfreies Deutsch spricht, der andere Teil von Deutschsprachigen mit tschechischem Akzent gesprochen wird.

“Die spielen sonst auf tschechischen Bühnen ihren Shakespeare, aber ich kenne die meisten schon sehr lange, oder ich kenne bereits ihre Väter, und weil wir alle befreundet sind, drehen sie alles, was ich will”, streut Regisseur Herz im Programmheft seinem Cast Rosen. Gedreht wurde zwar in Tschechien, jedoch nicht in den einstigen Sudetengebieten. Man habe keine Erinnerung an einen konkreten Ort erwecken wollen, so Herz. In der Tschechischen Republik, in der seit kurzem die Debatte um die Geschehnisse von 1945 verstärkt geführt wird, hat das bemühte Werk jedenfalls bereits durchaus Erfolg.

www.habermann-film.de

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