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"Habe in Altach eine Aufgabe"

Altach-Trainer Michael Streiter steht mit den Rheindörflern vor dem größten Triumph in der Klubgeschichte. Sechs Punkte beträgt der Vorsprung vier Runden vor Schluss auf den ersten Verfolger.

VN: Deine Gedanken nach dem Kantersieg über Kapfenberg?
Streiter: “Ich habe mich riesig darüber gefreut, wie der Sieg zustande gekommen ist. Beeindruckend, wie die Mannschaft trotz dem Druck, siegen zu müssen, ans Werk gegangen ist. Diese Leichtigkeit sieht man selten in Entscheidungsspielen. Das war es dann aber schon, weil ich bereits an das nächste Spiel denke.”

VN: Vier Runden vor Schluss fehlen noch sieben Punkte für den Titel. Dabei bist du zu Saisonbeginn ob deiner Vorstellungen und Ziele von der Konkurrenz belächelt worden.
Streiter: “Ich habe Träume, um ein Ziel zu verfolgen, aber ich bin kein Träumer. Mein Programm steht und wenn ich weiß, dass ich es umsetzen kann, dann wächst auch etwas heran. Mit Altach habe ich es ideal erwischt, weil der Klub hellhörig war. Wir wollten den Abstand zur Spitze aus dem Vorjahr (Anm. d. R.: 36 Punkte) halbieren und uns nach oben orientieren. Dass es nun so läuft, ist ein sehr angenehmer Aspekt. Dazu muss ich den Teamgeist der Mannschaft herausstreichen. Alle haben mitgezogen, mit allen Störfeuern wurde Klartext geredet oder sie wurden abgegeben.”

VN: Dabei bist du mit einem Fünfjahresplan angetreten.
Streiter: “Schön und gut, aber wenn ich es in einem Jahr erreichen kann, umso besser. Im Spitzensport muss man alles mitnehmen, wenn es geht. Oder sollten wir zurückstecken, wenn wir vorne sind? Im Fußball ist eben nicht alles berechenbar.”

VN: Wie groß ist denn der Reiz, mit Altach in die Bundesliga aufzusteigen?
Streiter:
“Riesengroß. Die Mannschaft will es, alle im Verein wollen es. Es war ja auch für mich ein Neubeginn, aber der Verein entwickelt sich permanent weiter.”

VN: Oft war davon die Rede, der Trainer Streiter hätte den Rausschmiss beim FC Tirol noch nicht verdaut. (Anm. d. R.: Der Klub trennte sich am 27. Juni 2004 nach dem Aufstieg in die RedZac Erste Liga). Wie siehst du es?
Streiter: “Das ist mir schon an die Nieren gegangen, ich hing quasi in den Seilen, weil seitens des Klubs viele fadenscheinige Ausreden gebraucht wurden. Inzwischen habe ich alles überwunden. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass es bis zum nächsten Job so lange dauern würde. Vielleicht war gut, dass Altach gesehen hat, wie ich im Meisterjahr mit Tirol gearbeitet habe. Für mich jedenfalls war es kein Problem, diesen kleinen Verein in der zweiten Liga zu übernehmen.”

VN: Ausgerechnet jetzt bist du bei deinem Klub FC Tirol wieder als Trainer im Gespräch?
Streiter: “Dem Klub habe ich die Hälfte meines Lebens zu verdanken, doch das ist jetzt nicht relevant. Ich habe hier in Altach eine Aufgabe, habe einen Vertrag bis 2008 unterschrieben. Das ist die Situation. Außerdem: Der Trainer Streiter ist jetzt nicht ein bisserl, sondern um einiges teurer geworden. Vielleicht kommt ja eine Anfrage vom FC Tirol – und dann können sie sagen, dass wir uns finanziell nicht einigen konnten. Das sagten sie schon einmal, nur damals hat es nicht gestimmt.”

VN: Altach in der Bundesliga, macht das überhaupt Sinn?
Streiter: “Die Mannschaft hat die Qualität, um zu bestehen. Nicht wegen unserer beiden Cupspiele, so vermessen bin ich nicht. Denn eine Leistung wie gegen Sturm oder Pasching müssten wir jede Runde abrufen. Aber mit vier oder fünf Verstärkungen sind wir bundesligatauglich. Doch zuerst müssen wir einmal aufsteigen.”

VN: Dabei droht doch der Abgang von Mader und Sara?
Streiter: “Mader würde gerne bleiben. Aber das ist auch eine Frage des Geldes. Er ist jener Spieler mit dem längsten Vertrag beim FC Tirol und um ihn herauszukaufen, müsste man einige 100.000 Euro auf den Tisch legen. Das kann Altach nicht. Möglicherweise hängt es aber auch vom neuen Tirol-Trainer ab. Auch Sara tendiert eher Richtung Altach. Sollte er die Chance erhalten, bei Rapid unterzukommen, werden wir ihm den Weg nicht verbauen.”

VN: Ihr bemüht Euch um die Vorarlberger Berchtold, Bolter und Karatay. Gibt es noch weitere Namen?
Streiter: “Ich will das Trio nicht nur weil sie Vorarlberger sind, sondern weil ich überzeugt davon bin, dass sie uns weiterbringen können.”

VN: Und deine Vision: Ein Bundesligaklub nur mit österreichischen Spielern?
Streiter:
“Ist sicher nicht gleich umsetzbar. Ein Spieler wie Lasnik von Austria Wien ist für Altach einfach nicht finanzierbar. Oder nehmen wir Philipp Netzer her. Ich wollte ihn unbedingt halten, habe ihm im Sommer gesagt, dass er bei der Austria nur die Nummer 33 ist. Doch er hat mir nicht geglaubt und sein Manager wollte ihn unbedingt in Wien unterbringen. Nun verdient er viel, spielt aber nicht. Zudem: Wir spielen ja auch jetzt nur mit einem Ausländer. Steigen wir auf, kommen ein, zwei hinzu.”

VN: Seit einiger Zeit sieht man Michael Streiter nur noch mit einer Baseballkappe. Was hat das auf sich?
Streiter: “Dafür hatte ich schon immer ein Faible. Zudem kommt nun noch der Sponsor hinzu. Die italienische Modefirma „Sweet Years” der Spieler Nesta, Maldini, Vieri und Stankovic will ihre Produkte in Österreich bekannt machen. Heimo Pfeifenberger und ich werden das Modelabel repräsentieren. Die Vorstellung soll im Hangar sieben in Salzburg passieren.”

VN: Zurück zum Sportlichen. Oft wurde von Altachs schwerem Restprogramm gesprochen.
Streiter: “Unsere schwierigen Spiele waren jene in Kärnten und bei der Wiener Austria. Ansonsten haben wir die Großen allesamt noch zu Hause. Für uns ein Vorteil, aufgrund der Fans, aufgrund der gewohnten Umgebung. Wer Meister werden will, muss zu Hause auch gewinnen.”

VN: Und was macht der Trainer nach Saisonende?
Streiter: “Urlaub in Spanien, aber das Handy wird immer neben meinem Liegestuhl liegen.”

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