AA

Haban-Prozess wird vertagt

Richter Peter Liebetreu &copy apa
Richter Peter Liebetreu &copy apa
Prozess um Haban-Mord auf 28. Juni vertagt - die Zeigen - das Ehepaar Hom-Rusch - sollen dann per Videoübertragung in Hamburg vernommen werden.

Der Prozess um den so genannten Haban-Mord wird erst am 28. Juni fortgesetzt, der für morgen, Freitag, vorgesehene Verhandlungstermin entfällt. Das bestätigte Richter Peter Liebetreu am Donnerstag auf Anfrage der APA. „Beim nächsten Mal soll das Ehepaar Hom-Rusch im Weg einer Videokonferenz einvernommen werden“, erklärte der Richter. Bis dahin soll die rechtliche und technische Machbarkeit dieser eher ungewöhnlichen Zeugenbefragung sichergestellt sein.


Alexander Thom alias Gualterio Alejandro Hom-Rusch war mit seiner Ehefrau zufällig in der Haban-Niederlassung am Graben anwesend, als drei Männer am 9. Mai 1998 in räuberischer Absicht das Geschäft betraten. Das Ehepaar – angeblich Stammkunden – hatte sich gerade eine Perlenkette vorlegen lassen, als einer der Räuber eine Beretta auf den Geschäftsführer Siegfried Goluch richtete und abdrückte, weil er annahm, dieser würde unter seinem Pult nach einer Waffe greifen oder einen Alarmknopf betätigen.

Wichtige Zeugen


Alexander Thom, der als ehemaliger Großkreditkunde die Bank Burgenland in finanzielle Turbulenzen gebracht hatte, dürfte vor allem jenen Mann sehr genau gesehen haben, der Goluch in Schach hätte halten sollen. Dabei soll es sich um Massimiliano F. handeln, dem nun in Wien Beteiligung am Mord vorgeworfen wird. Thoms Ehefrau wiederum hatte diesen auf Phantombildern erkannt.


Als deutsche Staatsbürger können die beiden nicht dazu gezwungen werden, in Wien als Zeugen auszusagen. Eine Anreise haben sie abgelehnt, so dass sich die Justiz mit einer Videoübertragung behelfen muss. Das macht größere Vorbereitungsarbeiten notwendig:
Kabel und Leitungen müssen verlegt werden, die Sitzung kann auch nicht im Gerichtssaal stattfinden. Die Prozessbeteiligten werden sich in ein kleineres Zimmer im Halbgesperre begeben müssen, wo normalerweise Haftprüfungen verhandelt werden.

Italienische Behörden zeigen sich nicht kooperationsbereit


Auf Unverständnis stößt im Wiener Landesgericht unterdessen die offensichtlich nicht vorhandene Kooperationsbereitschaft der italienischen Behörden. Die beiden anderen mutmaßlichen Haban-Räuber befinden sich dort im Gefängnis: Michele d’ A., der Goluch erschossen haben soll, sitzt seit kurzem wegen Mordverdachts in U-Haft, nachdem er einen Polizisten überfahren hatte, der ihn in einem gestohlenen Pkw anhalten wollte. Im Wagen wurden später zweieinhalb Kilogramm Kokain sichergestellt. Andrea S. verbüßt wegen mehrfachen Raubes eine Haftstrafe. Offizielles Strafende: 2010.


Formell muss das Wiener Gericht abklären, ob die beiden im Verfahren gegen ihren angeblichen Komplizen bereit wären, als Zeugen auszusagen. „Obwohl wir auf drei verschiedenen Wegen versucht haben, das feststellen zu lassen, ist bisher absolut keine Reaktion da“, zeigt sich Richter Peter Liebetreu verwundert. Die entsprechende Anfrage wurde über die beiden Justizministerien, über die österreichische Botschaft in Rom und auch über informelle Kontakte zwischen dem Botschaftspersonal und den Rechtsvertretern der zwei Italiener betrieben. Der zuständige Richter hofft jetzt, dass er wenigstens rechtzeitig zur nächsten Verhandlung eine Antwort erhält.


Redaktion: Elisabeth Skoda

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Haban-Prozess wird vertagt
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen