Haarscharf an Katastrophe vorbei
Ein Fahrfehler dürfte nach Einschätzung der Feuerwehr an dem Zusammenstoß eines Schubverbandes mit einem Pfeiler der Ostbahnbrücke in Wien-Stadlau schuld gewesen sein. Das Unglück hatte Dienstagabend für einen Großeinsatz auf der Donau gesorgt. Die Eisenbahnbrücke blieb praktisch unbeschädigt und wurde wieder für den Zugsverkehr freigegeben.
Es war das zweite Schiffsunglück auf der Donau in Wien innerhalb von nur vier Tagen. Die Ursache des Unfalls vom vergangenen Freitag – ein Passagierschiff hatte in der Nähe der Reichsbrücke vier weitere Boote gerammt – steht noch nicht fest.
Der unter deutscher Flagge fahrende Schubverband, der aus einem deutschen Motorschiff und vier Lastkähnen aus Österreich, Malta und der Ukraine besteht, kollidierte gegen 20.20 Uhr mit dem mittleren Brückenpfeiler. Dabei haben sich zwei der Pagen, das sind schwer beladene Warenboote, losgerissen, berichtete Major Werner Matjazic vom Polizeikommissariat Brigittenau der APA. Die Kähne wurden aber durch die Matrosen gesichert und am Ufer festgemacht.
Glimpflicher Ausgang
Der Unfall sei Gott sei Dank glimpflich ausgegangen, betonte Matjazic. Wäre zum Unfallzeitpunkt ein anderes Boot, etwa ein voll besetztes Passagierschiff, entgegengekommen und wäre von den losgerissenen Kähnen gerammt worden, hätte es Verletzte gegeben. Pagen sind etwa 100 Meter lange Eisentröge mit einem Eigengewicht von bis zu 200 Tonnen. Bei entsprechender Beladung – Eisenpellets, Kohle, Stahl, Schutt oder Großmaschinen – können sie bis zu 2.000 Tonnen schwer sein.
Die Ostbahnbrücke würde aber selbst ein Frontaler nicht in echte Bedrängnis bringen, meint Matjazic: Diese Brücken sind sehr, sehr massiv angelegt. Unter normalen Verhältnissen ist ein Einsturz nicht sehr wahrscheinlich. Schäden, die repariert werden müssen, sind natürlich nicht ausgeschlossen.
Hochwasser offenbar falsch eingeschätzt
Die Feuerwehr geht davon aus, dass der Kapitän die Strömung falsch eingeschätzt hat. Die Donau führt Hochwasser, zum Unfallzeitpunkt herrschte starker Wind. Das sind mögliche Ursachen, die in den Einvernahmen der Besatzung abgeklärt werden müssen, hieß es von der Polizei. Weiter ermittelt wird auch im Fall der Viking Star, die am Freitag beim Anlegen vier Boote, darunter zwei Tankschiffe, gerammt hatte. An den Maschinen wurde kein Defekt gefunden, möglicherweise war ein Softwarefehler schuld.