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Ägypten: Streiks lösen Großdemonstrationen ab

Nach dem Ende der Massenproteste in Ägypten, die den Rücktritt von Staatschef Hosni Mubarak erzwungen haben, demonstrieren jetzt überall im Lande Polizisten, Sicherheitskräfte und Behördenmitarbeiter für bessere Arbeitsbedingungen und Entlohnung. Sie sind ungeduldig und wollen die Gunst der Stunde nutzen.

In einer Erklärung des Militärrates, die ein Sprecher im staatlichen Fernsehen verlas, hieß es, diese Aktionen gefährdeten die Sicherheit des Landes, schadeten der Wirtschaft und behinderten die Menschen in ihrem Alltag. “In dieser kritischen Phase” müssten Volk und Armee zusammenstehen, damit die “verantwortungslosen Elemente” der Gesellschaft die Situation nicht ausnutzen könnten. Der Militärrat versprach gleichzeitig, sich für die Verwirklichung aller legitimen Forderungen der Bürger einzusetzen.

Auf dem Tahrir-Platz in Kairo waren am Montag nur noch wenige Demonstranten zu sehen. Bereits am Sonntag hatten die Dauerbesetzer ihre Zelte auf dem Platz abgebrochen. Augenzeugen berichteten, Militärpolizisten hätten auf dem Tahrir-Platz am Morgen dafür gesorgt, dass der Verkehr wieder normal fließen konnte. Der Platz im Zentrum von Kairo war in den vergangenen drei Wochen Mittelpunkt der Massenbewegung gegen Langzeit-Machthaber Mubarak gewesen. Der Staatschef war am Freitag vom Militär entmachtet worden, nachdem der Druck der Massenproteste immer stärker geworden war.

Am Montag protestierten Dutzende von Unteroffizieren der Polizei im Kairoer Stadtteil Gizeh. Etwa 1000 Polizisten versammelten sich vor dem Sitz des Innenministeriums. Sie forderten bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter. Ähnliche Forderungen stellten die Sicherheitskräfte auf dem Flughafen der Stadt Luxor. Arbeiter des Bauamtes von Kairo blockierten einen Tunnel in der Hauptstadt, um auf ihre schlechten Arbeitsbedingungen hinzuweisen. Auf der Sinai-Halbinsel kam es zu Protesten von Arbeitern und Angestellten der Behörden für Wohnungsbau, Straßenbau und Häfen.

In Kairo protestierten auch Mitarbeiter der Telekommunikationsbehörde, der staatlichen Banken und einiger Medienbetriebe. Ihnen ging es nach eigenen Angaben auch darum, dass etwas gegen die Korruption in ihren Behörden unternommen wird.

Inzwischen meldeten sich ehemalige ägyptische Regierungsmitglieder zu Wort, die sich einst mit Mubarak überworfen hatten. Der ehemalige Vize-Außenminister Abdullah al-Ashal sagte der Zeitung “Al-Sharq Al-Awsat” am Montag, er sehe sich als Kandidaten für die nächste Präsidentschaftswahl. Auch der ehemalige Ministerpräsident Kamal al-Ganzouri hofft möglicherweise auf ein Comeback.

Für ägyptische Medienberichte, wonach der 82 Jahre alte Ex-Staatschef in den vergangenen Tagen mehrfach ohnmächtig geworden sein soll, gab es keine offizielle Bestätigung. Seine Söhne Alaa und Gamal hatten sich laut einer Meldung der Zeitung “Al-Akhbar” kurz vor der Abreise von Kairo nach Sharm al-Sheikh heftig gestritten. Angeblich flogen sogar die Fäuste. Alaa soll Gamal vorgeworfen haben, dieser habe mit seinen eigenen politischen Ambitionen ein würdevolles Ausscheiden des Vaters aus dem Amt verhindert. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) hatten am Sonntagabend Medienberichte dementiert, Mubarak habe im Emirat Sharjah Aufnahme gefunden. Auch der ägyptische Ministerpräsident Ahmed Shafiq sagte in Kairo, Mubarak halte sich weiter im Badeort Sharm el-Sheikh auf. Augenzeugen berichteten von verstärkten Sicherheitsmaßnahmen rund um Mubaraks Haus.

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