Gutes Zeugnis für Schulabbrecher-Jugendcoaching

Dieses Coaching funktioniert. Laut einer Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) ist die Erfolgsbilanz des Modells "beeindruckend". Zielgruppen mit speziellen Herausforderungen wie etwa Sonderschulabsolventen oder Jugendliche mit Migrationshintergrund werden demnach besonders gut erreicht.
Jugendcoaching kam 2012
Sieben Jahre nach der Einführung habe sich das Jugendcoaching "als entscheidender Player" im Unterstützungssystem für Jugendliche und an der Schnittstelle zwischen Schule, Ausbildung und Beruf etabliert, heißt es in der Bilanz des Teams rund um Mario Steiner. Außerdem sei es eine "zentrale Säule" der 2016 eingeführten Ausbildungspflicht, bei der alle Unter-18-Jährigen eine über den Pflichtschulabschluss hinausgehende Ausbildung absolvieren sollen.
Aufgabe der Jugendcoaches ist neben Bildungs- und Berufsberatung auch die Unterstützung bei persönlichen Problemen, die dem Schulerfolg oder Einstieg in eine Ausbildung entgegenstehen (etwa psychische Probleme, Probleme in der Familie, Armut, Lernschwierigkeiten, Probleme bei der Selbsteinschätzung). Entscheidend für den Erfolg ist laut der Studie die Beziehung der Coaches zu den Jugendlichen. Diese seien "eine wichtige Stütze in einer schwierigen Lebensphase", der Zugang zu den Jugendlichen verlange einen langen Atem und hohe Flexibilität. Die Jugendcoaches arbeiten dabei mit einem Netzwerk aus u.a. Schulen, AMS, Betrieben, Kinder- und Jugendhilfe zusammen.
Jugendcoaching-Angebot erreicht einen Teil
Sowohl unter den Frühen Bildungsabbrechern (Jugendliche mit maximal Pflichtschulabschluss, die sich nicht mehr in einer Ausbildung befinden) als auch unter Jugendlichen, die abbruchsgefährdet sind, werden pro Jahr 14 Prozent vom Jugendcoaching-Angebot erreicht. Deutlich höher ist der Anteil in bestimmten Schultypen: Über alle Pflichtschulen (Mittel-, Sonder- und Polytechnische Schule) sind es bei den Nicht-Aufstiegsberechtigten 53 Prozent, an Sonderschulen 55 Prozent. Am schwierigsten ist der Zugang zu Hilfsarbeitern und zurückgezogen lebenden Jugendlichen. Über die 2019 in drei Bundesländern gestarteten Jugendcoaching-Pilotprojekte (JUPI) würden aber (langsam) auch besonders belastete Jugendliche besser erreicht.
Die größte Wirkung des Programms, an dem die Jugendlichen im Schnitt 97,6 Tage teilnehmen: Die Jugendlichen erlangen mehr Klarheit über die nächsten Schritte und in der Berufs- und Bildungsorientierung, so findet etwa ein Drittel zu einem realistischeren Berufswunsch. Auf den Arbeitsmarktstatus hat das Programm laut IHS-Analyse deutlich positive Auswirkungen, vor allem bei Zielgruppen mit besonderen Hemmnissen und Schwierigkeiten.
Vergleich
So sind von den Sonderschulabsolventinnen und -absolventen, die am Jugendcoaching teilgenommen haben, mehr als zwanzig Mal so viele in Ausbildung wie in der Vergleichsgruppe ohne Jugendcoaching. Zusätzlich würden etwa Jugendliche mit Migrationshintergrund noch einmal stärker aktiviert und in das System zurückgeholt, als das bereits bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund der Fall sei. Fazit der Studienautoren: "Ein stärkeres Argument für die Wirksamkeit des Jugendcoachings, woraus sich auch ein fundiertes Argument für den Ausbau der Maßnahme ableiten lässt, kann kaum gewonnen werden."
Das IHS ortet in der Studie, für die 2019 bis Anfang 2020 Experteninterviews durchgeführt wurden, allerdings auch Verbesserungsbedarf: So würden viele Jugendliche länger Betreuung benötigen als im Konzept vorgesehen. Außerdem wird der administrative Aufwand als zu hoch empfunden. Die vorgeschriebene Wirkungsmessung etwa, für die die Coaches Eigenschaften und Kompetenzen der Jugendlichen vor und nach dem Coaching einordnen sollen, ist laut Befragung extrem aufwendig bei gleichzeitig geringem Nutzen.
(APA/Red)