“Unsere Erinnerungskultur bedarf einer gründlichen Debatte, die die gesamte Gesellschaft erfassen muss”, betonte er in seinem Festvortrag. Der Vorstandsvorsitzende der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem, Avner Shalev, bedankte sich für die “ehrliche und verantwortungsvolle Unterstützung” durch Österreich.
“Es gibt noch immer viele, die sich nicht einmal erinnern wollen”, erklärte Gusenbauer. Das sei “wohl der schrecklichste Triumph der Barbarei”. Man brauche eine gemeinsame Katharsis und nicht nur eine individuelle, die vor rund 20 Jahren begonnen habe und bis heute nicht abgeschlossen sei, so der Bundeskanzler. Der “grauenhafte Antisemitismus” sei noch immer Teil der politischen Rhetorik. Gusenbauer unterstrich die Notwendigkeit von Yad Vashem als Ort des Erinnerns.
Er hab eine “ermutigende Änderung” der österreichischen Weise des Gedenkens an und der Aufklärung über den Holocaust feststellen können, betonte Shalev. Die österreichischen Freunde würden “gutem Willen” auch “gute Taten” mit hervorragenden Resultaten folgen lassen. Shalev machte darauf aufmerksam, dass “Demokratie und Toleranz in der konfusen Postmoderne noch immer durch Neonazis und Fundamentalisten gefährdet sind”. Sie müssten daher kontinuierlich gestärkt und geschützt werden.
Die Vereinigung der Österreichischen Freunde von Yad Vashem existiert seit nunmehr fünf Jahren und zählt rund 230 Mitglieder aus fast ganz Österreich und auch aus dem Ausland. Die Hauptaufgabe der Organisation ist das Erinnern an den Holocaust, durch kulturelle Veranstaltungen soll zudem die vielerorts verloren gegangene jüdische Kultur wiederbelebt werden. Die 1953 gegründete Gedenkstätte in Israel zählte im vergangenen Jahr mehr als eine Million Besucher.