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"Gürtel-König" als Vergewaltiger vor Gericht

Im Wiener Landesgericht musste am Dienstag, ein ehemaliger Wiener "Gürtel-König" einen Prozess wegen zweifacher Vergewaltigung und Widerstands gegen die Staatsgewalt über sich ergehen lassen.

Der 42-Jährige, einst Herr über zahlreiche Nachtlokale am und in der Nähe des Gürtels, verstand die Welt nicht mehr: „Seit wann muss ma a Hur’ vergewaltigen? I bin da ganz normal ins Zimmer gangen.“ Die Verhandlung (Vorsitz: Thomas Schrammel) wurde auf unbestimmte Zeit vertagt.

Staatsanwalt Hans-Christian Leiningen-Westerburg ließ den Werdegang des 42-Jährigen Revue passieren: Als sich der „Höbaus Ederl“ als Gürtel-Boss zur Ruhe setzte, sei aus seinen „Buam“ der Angeklagte als Nachfolger hervor gegangen. „Eine Zeit lang war er der König. Mittlerweile ist er gealtert. Mit 40 ist man für diesen Job zu alt“, wusste der Ankläger. Der nunmehrige Beherrscher der Rotlicht-Meile zählt demnach noch keine 28 Lenze.

Weiterhin Kontakte zum Milieu

Tatsächlich gab der 42-Jährige auf die Frage nach seinem nunmehrigen Beruf an: „Meine Frau hat ein Restaurant mit Sushi.“ Die Kontakte zum Milieu sind aber natürlich nicht eingeschlafen. Dass er eine Prostituierte in der „L’ Amour Bar“ vergewaltigt haben soll, empfand der Mann als geradezu lachhaften Vorwurf: Der Betreiber habe ihn auf eine seiner Damen „eingeladen“, er habe sich halt bedient. Gut, er habe eine nicht gerade alltägliche Praktik vollzogen, aber sie habe sich nicht gewehrt.

„Sie hat geschrien. Offenbar hat er das für Vergnügungsschreie gehalten“, schüttelte der Staatsanwalt den Kopf.

Ein paar Monate später soll sich der Mann dann an einer anderen Gunstgewerblerin in seinem Auto vergangen haben. „Herr Rat, das geht gar net“, gab er zu bedenken, „der Mercedes hat nur zwei Schalensitze.“

Von Großaufgebot der Polizei festgenommen

Für den 42-Jährigen steht fest, dass das ganze Verfahren eine Intrige seines Nachfolgers sowie der Polizei ist. Diese hatte ihn im vergangenen Jänner mit einem Großaufgebot festnehmen lassen. „I hab bis zum Schluss, wo i das Blaulicht g’sehen hab, net g’wusst, dass das die Polizei ist“, so der Rotlicht-Chef im Ruhestand. Die Exekutive war derart massiv in Erscheinung getreten, weil man befürchtete, der Mann könnte bewaffnet sein und von seinen angeblichen Nahkampfkünsten Gebrauch machen.

Eine Argumentation, die sogar dem Staatsanwalt ein Schmunzeln entlockte: „Er kann Tai Chi. Das ist eine kontemplative Körperübung. Kein Kampfsport.“

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