Juntasprecher Idrissa Cherif verdächtigte am Mittwochabend vor ausländischen Journalisten französische Geheimdienste der Verwicklung in den Anschlag auf Militärmachthaber Moussa Dadis Camara, der mit schweren Verletzungen zur medizinischen Behandlung nach Marokko ausgeflogen werden musste. Das französische Außenministerium wies die Verdächtigungen am Donnerstag als “absurde Gerüchte” zurück. Frankreich wolle sich nicht in eine “sterile Polemik” einlassen, sagte der Sprecher des Quai d’Orsay, Bernard Valero.
Cherif verwies auch auf ein Treffen des französischen Außenministers Bernard Kouchner mit dem Oppositionspolitiker Alpha Condé. Dabei wäre es vor wenigen Tagen darum gegangen, einen Staatsstreich in Abwesenheit des Juntachefs zu organisieren. In diesem Sinne habe Paris auch seinen Einfluss bei der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) geltend zu machen versucht, so der Juntasprecher.
Die französische Regierung hatte erklärt, die Abwesenheit Camaras könnte ein “wichtiges Element” bei der Suche nach einem Ausweg aus der politischen Krise in dem westafrikanischen Staat sein. Doch der “eventuelle Abgang” des Juntachefs allein löse nicht alle Probleme hinsichtlich der Rolle, welche die Armee bei der Transition zu einer zivilen Regierungsform spielen werde, hatte Kooperations-Staatssekretär Alain Joyandet gesagt. Camara wird für das Blutbad vom 28. September verantwortlich gemacht; bei der Niederschlagung einer Kundgebung der Opposition durch Sicherheitskräfte waren damals in Conakry mehr als 150 Menschen gewaltsam umgekommen.
Guinea wurde 1958 unabhängig, nachdem die Bevölkerung unter dem ersten Präsidenten Ahmed Sékou Touré gegen die Zugehörigkeit zu der von General Charles de Gaulle gegründeten “Communauté francaise” votiert hatte. Die übrigen französischen Territorien in West- und Äquatorialafrika erhielten erst 1960 die Unabhängigkeit.