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Guantánamo: Neun Monate für Hicks

Ein US-Militärrichter hat den mutmaßlichen australischen Taliban-Unterstützer David Hicks vor einem der neu geschaffenen Tribunale am Freitag zu neun Monaten Haft verurteilt.

Es war dies der erste Prozess gegen einen Häftling des Gefangenenlagers Guantánamo.

Der 31-jährige Hicks wurde der Unterstützung des Terrorismus für schuldig befunden. Die Strafe für Hicks, der seit fünf Jahren inhaftiert ist, fiel deutlich niedriger aus als die von den Offizieren des Tribunals vorgeschlagenen sieben Jahre. Grund war eine geheime Vereinbarung mit dem Gericht.

„Zumindest kommt er nach Hause. Er ist raus aus diesem Höllenloch“, sagte sein Vater Terry Hicks örtlichen Medien. Sein Sohn habe durch die Hölle gehen müssen und hätte nie gezwungen werden dürfen, die Bedingungen in Guantánamo auszuhalten.

Hicks hatte sich der Unterstützung von Terroristen schuldig bekannt, um nach dem Urteil in sein Heimatland abgeschoben zu werden. Er schien laut Beobachtern erleichtert, als Richter Ralph Kohlmann in Guantanamo das Urteil verkündete. Gefragt, ob das Urteil so ausgefallen sei, wie es ihm gesagt worden sei, sagte Hicks: „Ja, das war es.“

Im Gegenzug hatte sich der Australier bereit erklärt, jegliche Misshandlungsvorwürfe gegen die US-Regierung fallen zu lassen. Terry Hicks zeigte sich überzeugt, dass sein Sohn nur freikomme, weil er schriftlich versicherte, dass er nicht misshandelt wurde. „Aber wir wissen, dass er es wurde“, sagte Terry Hicks. „Und ich werde dieses Thema weiterverfolgen.“

Die USA haben zugestimmt, dass Hicks innerhalb von 60 Tagen nach der Verkündung des Strafmaßes nach Australien zurückgebracht wird, wo er seine Haftstrafe verbüßen soll. Ursprünglich drohte Hicks lebenslange Haft. Nach seinem Schuldeingeständnis hatten die Offiziere des Tribunals dann nach zweistündiger Beratung sieben Jahren Haft vorgeschlagen. Bürgerrechtler halten die Militärtribunale für illegal, da sie den Beschuldigten nicht die gleichen Rechte gewähren wie ordentliche Gerichte.

In einer von seinem Anwalt Major Michael Mori verlesenen Erklärung entschuldigte sich Hicks für seine Handlungen. Mori beschrieb Hicks als unreifen Abenteurer, der vergeblich versuchte, in die australische Armee zu kommen, dort aber wegen seiner mangelnden Bildung abgelehnt wurde. „Er entschuldigt sich bei seiner Familie, er entschuldigt sich bei Australien, und er entschuldigt sich bei den Vereinigten Staaten“, sagte Mori, der für 20 Monate Haft plädiert hatte.

Hicks war Ende 2001 in Afghanistan festgenommen und Anfang 2002 als einer der ersten Gefangenen im US-„Krieg gegen den Terror“ auf den Stützpunkt Guantánamo auf Kuba gebracht worden. Zum Prozessauftakt am Montag hatte er überraschend eingeräumt, den Kampf der Al Kaida gegen die USA in Afghanistan aktiv unterstützt zu haben.

Nach eigener Aussage absolvierte er eine militärische Schulung in einem Ausbildungslager der Gruppe und beteiligte sich Ende 2001 an deren Kampf gegen die US-Truppen in Afghanistan. Nach nur zwei Stunden Kampf habe er aber seine Waffe verkauft und versucht, in einem Taxi nach Pakistan zu fliehen, sagte Hicks vor der Militärkommission. Von den Al-Kaida-Plänen für die Anschläge vom 11. September 2001 habe er nichts gewusst.

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