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Guantanamo: Berichte von Misshandlung

Einer der vier aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo entlassenen Briten ist dort nach eigenen Angaben misshandelt worden. Der Brite war nach monatelangen Verhandlungen Ende Jänner freigelassen worden.

Einmal sei er bei einer Befragung in dem Lager auf Kuba gezwungen worden, sich in einer Ecke des Raumes zu erleichtern, sagte der in Sambia geborene und in Großbritannien aufgewachsene Martin Mubanga gegenüber der britischen Tageszeitung „The Observer“ (Sonntag-Ausgabe).

Sein US-Befrager habe den Urin mit einem Putztuch aufgewischt und ihn damit beschmiert. Dabei habe der Mann ihn wegen seiner Hautfarbe verhöhnt und ihn mit den Worten: „Oh, der arme kleine Neger, der arme kleine Nigger“ beschimpft. „Er hat das anscheinend lustig gefunden.“

Zudem habe er in einem „Heißraum“ ausharren müssen, in dem eine Temperatur von fast 38 Grad Celsius geherrscht habe und in dem er schwere Austrocknungserscheinungen bekommen habe, berichtete der 32-jährige Mubanga. Die schlimmste Zeit während seiner 33 Monate langen Haft habe er im März vergangenen Jahres erlebt, als ihm gesagt worden sei, dass er gemeinsam mit fünf weiteren Briten freikomme – und er sich stattdessen eingesperrt mit anderen Häftlingen wiederfand, die nur Paschtunisch sprachen. Bei darauf folgenden Befragungen sei er wieder verhöhnt worden, sagte Mubanga.

Der Brite war nach monatelangen Verhandlungen zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten Ende Jänner freigelassen worden. Sambische Sicherheitskräfte hatten den Mann im Frühjahr 2002 festgenommen, nachdem er sich zu Islamstudien in Afghanistan aufgehalten hatte und von dort in das afrikanische Land weitergereist war. Nach der Festnahme hätten ihn eine US-Beamtin und ein Brite befragt, der sich als Mitarbeiter des Geheimdienstes MI6 ausgegeben habe, sagte Mubanga der Zeitung. Seine Anwältin Louise Christian kündigte rechtliche Schritte gegen die britische Regierung an, weil diese britisches, sambisches und internationales Recht verletzt habe.

Presseberichten von Ende Jänner zufolge sollen die vier ehemaligen britischen Guantanamo-Häftlinge Kontakte zu dem Terrornetzwerk al-Qaeda (Al Kaida) unterhalten haben und in Trainingslagern der Organisation ausgebildet worden sein. Die vier Männer bestritten dies nach ihrer Rückkehr aus Kuba bei einem ersten Verhör in Großbritannien.

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