Götzis ist für Clay einmalig
VN: Ihre Eindrücke über das Hypomeeting Nummer 32?
Lerch: “Wenn man die nicht sehr freundlichen Witterungsverhältnisse miteinbezieht, war ich mit der Veranstaltung sehr zufrieden. Im Zehnkampf und auch im Siebenkampf wurden jeweils 12 Leistungen mit mehr als 8000 bzw. 6000 Punkten erreicht – eine solide Grundlage für das Jahresranking des Internationalen Verbandes. Seit 1998 konnte Götzis immer als Sieger abschließen.”
VN: Dem Zehnkampf tat das Aus von Roman Sebrle weh.
Lerch: “Schade, dass das Duell mit Bryan Clay ins Wasser fiel. Sebrle war sehr deprimiert. Er hat zu mir gesagt: ‘Konrad, du weißt nicht, wie weh es tut, erstmals zuschauen zu müssen. Ich habe vorher noch nie aufgehört. Aber ich komme wieder im nächsten Jahr – und wenn ich fit bin, greife ich wieder ins Titelgeschehen ein.’ Es kommt dazu, dass in Tschechien die EM-Qualifikation beinhart ist, er muss sich das Ticket mit einem Limit verdienen. Für Sebrle sprang Karpov bei seinem Comeback in die Rolle des Duellanten – er ist nach seiner Knieverletzung schon wieder sehr gut in Form.”
VN: Mit Bryan Clay gab es erstmals einen amerikanischen Sieger – kann das Sogwirkung haben?
Lerch: “Ich bin sicher, das hat in Amerika einen hohen Stellenwert. Nachwuchshoffnung Trey Hardee will im nächsten Jahr auf jeden Fall dabei sein. Clay hat gezeigt, dass er nahe an Dan OBriens US-Rekord dran ist – und eine Lehre bekommen: Will er einen 9000-Punkte-Wettkampf hinlegen, muss die Entscheidung dafür bis zum Speerwerfen gefallen sein. Er braucht für die letzten Disziplinen ein Polster, er kann nicht so wie Sebrle mit einem guten 1500-m-Lauf spekulieren.”
VN: Carolina Klüft war im Siebenkampf konkurrenzlos.
Lerch: “Stimmt, Carolina war wieder überragend. Allerdings ging die lange Wettkampfpause nicht spurlos vorüber. Man würde von ihr Siege über 200 m oder im Weitsprung erwarten – und war überrascht, wie stark sie plötzlich im Kugelstoßen und im Speerwerfen ist. Sehr gut präsentiert haben sich aber auch Lyudmila Blonska und Jessica Zelinka.”
VN: Die Überraschungen in diesem Jahr?
Lerch: “Eine war zweifellos Maurice Smith. Ein toller Athlet, der schnell und stark ist, ein Versprechen für die Zukunft. Die neu eingeführten ÁRookie-AuszeichnungenÑ, übrigens mit 500 Euro dotiert, gingen an die Polin Karoline Tyminska und an den Deutschen Pascal Behrenbruch.”
VN: Gab es von Athleten und Betreuern Rückmeldungen auf die Veranstaltung?
Lerch: “Ja, sehr viele sogar. Das ist ja das Schöne: Ein Bryan Clay sagt beim Abschied: ‘Götzis ist einmalig. Ich komme so lange hierher, wie ich Wettkämpfe mache.’ Und auch Klüft meinte: ‘Ich bin im nächsten Jahr sicher wieder dabei.’ Bei uns kommen die Stars automatisch, während sich die Golden-League-Meetings vergeblich um sie bemühen.”
VN: Steht der Termin für das nächste Meeting 2007 schon fest?
Lerch: “Vorbehaltlich der IAAF-Länderkonferenz in Malta möchten wir das Hypomeeting 2007 am Pfingstwochenende, 26./27 Mai, veranstalten.”