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Gruber geht - Trailer und Kritik zum Film

"I'm a mean motherfucker, I'm just bored", singt Florian Horwath im Titellied und gibt so den Ton vor. So böse, wie er tut, ist Johnny Gruber natürlich nicht.

Vom sinnentleerten Leben gelangweilt schon eher – bis die Krebsdiagnose kommt. Marie Kreutzer hat Doris Knechts Bestseller “Gruber geht” verfilmt – und Manuel Rubey grandios als charmant-strauchelnden Kotzbrocken besetzt. Ab Freitag im Kino.

Gruber geht – Die Geschichte

Es ist ein ziemliches Luxusleben, durch das sich der Mittdreißiger John Gruber (Rubey) grantelt: Ein Job im Investmentbereich finanziert ihm eine Dachgeschoßwohnung in Naschmarktnähe, einen beachtlichen Kokainkonsum und einen Porsche. Besonders an seinem Leben zu hängen scheint Gruber aber nicht: Den Brief aus dem Krankenhaus öffnet er jedenfalls lange nicht. Erst der ziemlich fantastische Sex mit der attraktiven Berliner DJ Sarah Vogel (Bernadette Heerwagen) lässt ihn umdenken. Sie liest vor, was er schon geahnt hat: Krebs-Verdacht.

Gruber wäre nicht Gruber, würde er das vorerst (zumindest nach außen) nicht betont locker nehmen. Bei der Dialyse verlangt der Testosteronkönig von der feschen Ärztin eine höhere Dosis, die Diagnose postet er lapidar auf Facebook: “John Gruber hat Krebs.” Ob er ganz deppat sei, fragt da sinngemäß seine Schwester Kathi (Doris Schretzmayer), deren Lebensentwurf – Mann, Kinder, Landhaus – der Egozentriker aus tiefstem Herzen ablehnt. Doch mit fortschreitender Krankheit passt sich Gruber an: Die Kleinfamilie wird zur willkommenen Stütze, die “Schwuchtel” im Fitnesscenter bringt ungeahnte Geborgenheit, der “Todesengel” Sarah weckt den Wunsch nach Sesshaftigkeit – und sogar dem Suppe-Kochen in der Designerküche ist der heimliche Bob-Dylan-Fan Gruber nicht länger abgeneigt.

Gruber geht – Die Kritik

Es ist zweifellos eine konventionelle Wendung, die “Gruber geht” nimmt. Anders als Kolumnistin Doris Knecht, die mit ihrem Romandebüt 2011 einen Bestseller landete, lässt sich Marie Kreutzer dafür aber mehr Zeit. Geht im Roman am Ende alles gar schnell, hat Gruber im 100-Minuten-Film ein wenig mehr Zeit für seinen Sinneswandel – und verleiht Manuel Rubey dem prätentiösen Business-Typen und Misanthropen von Anfang an eine sehr verletzliche, weiche Note. Kamerafrau Leena Koppe bleibt stets nah an Rubey dran, setzt ihn etwa auch beim Zweiergespräch mit Kumpel Philipp (Rubeys Kabarett-Kollege Thomas Stipsits) ins Zentrum des Bildes. Sinnliche Momentaufnahmen führen in Grubers Gedanken – und damit zumeist auf den Wiener Zentralfriedhof.

Erst, wenn sich der Schauplatz zwischendrin nach Berlin zu Sarah verlagert, hakt die Erzählung: Zu gekünstelt, zu stereotyp wirkt da Sarahs Unsicherheit, die mit der besten Freundin durchgekaut wird. Kreutzers Stärke ist und bleibt das Familiengefüge, wie sie schon in “Die Vaterlosen” unter Beweis stellte: Grubers Flucht aufs Land taucht sie in lichtdurchflutete, wunderschöne Bilder, die neckische Beziehung zur Schwester ist dabei ebenso rührend wie die neu gefundene Bindung zum wortkargen, kleinen Neffen Pius. Dass “Gruber geht” nie runterzieht, nie in die Sentimentalität abgleitet, ist der gewissen Leichtigkeit zu verdanken, mit der Kreutzer harte Szenen aufbricht.

“Sterben wirst du leider in Wien”, singt die Wiener Band der Stunde, Wanda. Dass die sich nicht auf dem wunderbaren Soundtrack von “Gruber geht” findet, ist auch schon das einzige Manko der Musikkonstellation, die von Bob Dylan bis Effi, Naked Lunch und Bilderbuch alle Bobo-Herzen höherschlagen lässt. Am Ende singt Eva Jantschitsch alias Gustav umwerfend schön Bob Dylans “Born in time” – und entlässt den Zuseher aus einem rundum gelungenen Film, der perfekt in unsere Zeit passt.

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(APA)

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