Großbritannien diplomatisch zurückhaltend zu Österreichs Haltung in Giftaffäre

In einer der APA am Donnerstag übermittelten Stellungnahme der britischen Botschaft heißt es lediglich: “Wir schätzen es sehr, dass Österreich gemeinsam mit allen anderen EU-Ländern seine Solidarität mit dem Vereinigten Königreich bekundet hat und uns in der Formulierung eines klaren Statements des Europäischen Rats sowie beim Zurückrufen des EU Botschafters aus Moskau unterstützt hat.”
Großbritannien will in Giftaffäre internationalen Zusammenhalt
Der Giftanschlag von Salisbury sei ein “schamloser Versuch, Zivilisten auf europäischem Boden zu ermorden. Unsere Reaktion darauf war und ist daher angemessen stark.” Großbritannien habe keine Differenzen mit dem russischen Volk, “aber leider erkennen wir ein Muster zunehmend gefährlichen Verhaltens der russischen Führung”. Umso wichtiger sei es, “dass die internationale Gemeinschaft zusammensteht wenn versucht wird, die Sicherheit und Souveränität einzelner Länder zu gefährden”.
Österreich will als Brücke zwischen Ost und West dienen
Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) hatte zuvor berichtet, dass der britische Botschafter in Wien zwei Mal eine Demarche eingebracht habe, “um uns zu bestimmten Maßnahmen zu animieren”. Dies sei am Mittwoch und Samstag der vergangenen Woche erfolgt. Am Montag habe sie dann mit Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) die österreichische Position abgestimmt, wonach man lieber als Brücke zwischen Ost und West dienen wolle.
Bisher keine Anfrage zu Vermittlung Österreichs in Giftaffäre
Außenministerin Karin Kneissl hat am Donnerstag neuerlich die prinzipielle Bereitschaft Österreichs betont, in der Affäre um die Vergiftung des russischen Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien eine Vermittlerrolle einzunehmen. Allerdings habe es bisher keine entsprechende Anfrage gegeben, sagte Kneissl im Gespräch mit Journalisten. “Wenn wir gefragt werden, werden wir vermitteln.”
Ähnlich hatte sich Kneissl bereits am Mittwoch in der “ORF-ZiB 2” geäußert. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hatte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Moskau Österreich indirekt mit einer potenziellen Vermittlerrolle in Verbindung gebracht. Russland brauche “jede Stimme, die London helfen kann, zur Vernunft zu kommen”, erklärte er auf eine entsprechende Frage.
Die auf einem FPÖ-Ticket in der schwarz-blauen Regierung sitzende Kneissl wiederum verwies am Donnerstag erneut auf die österreichische Praxis, “Gesprächskanäle und Kommunikation offen zu halten.” Dies sei umso wichtiger, da Wien Sitz wichtiger UNO- und sonstiger internationaler Vertretungen sei, etwa der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa).
Kneissl reist nach Moskau
Der Vorfall harre zudem noch seiner Aufklärung, meinte die Außenministerin. In der internationalen Diplomatie komme es auch auf Diskretion und “die Zwischentöne” an, bekräftigte Kneissl. Sie habe jedenfalls im Verlauf des Donnerstags noch ein Gespräch mit dem in Wien akkreditierten britischen Botschafter.
Kneissl verwies am Donnerstagnachmittag außerdem darauf, dass sie sich am 19. und 20. April zu einem Besuch in Moskau aufhalten werde, in dessen Rahmen auch ein Gespräch mit ihrem Amtskollegen Sergej Lawrow geplant sei. Die Einladung von russischer Seite sei aber bereits im Jänner eingetroffen, es gebe also keine direkten Konnex mit der aktuellen Affäre.
APA/Red.