China sei ein wesentlicher wirtschaftlicher Partner gerade in Krisenzeiten, betonte er am Anschluss im Gespräch mit Journalisten. Expo-Regierungskommissär Hannes Androsch bekräftigte, Österreich zeige auf der Expo, “wo wir state of the art sind”. Österreich und vor allem nach Wien werben nach Kräften mit Know-how in Sachen Umwelttechnologie.
“Better City, Better Life” lautet das Expo-Motto. Und Wien habe einer Megacity wie Shanghai viel anzubieten, zeigte sich Faymann überzeugt – Kompetenzen und Lösungen von Fernwärme über Verkehr bis Stadterneuerung. Der Auftritt auf der Expo sei daher nicht nur gut für den österreichischen Tourismus, der laut Österreich-Werbung im Vorjahr 155.000 Gäste aus China zählte. “Bei den meisten Handelspartnern konstatieren wir wegen der Wirtschaftskrise einen Rückgang”, sagte Faymann. “Das ist mit China anders.”
Folglich gastieren dieser Tage nicht nur Tiroler Schützen und Bürgermeister mit ihrem Blasmusikinstrumenten, sondern auch eine große Abordnung aus Leoben – wo ja die Montanuni zuhause ist – und eine Delegation der Bundeshauptstadt in Shanghai. Vizebürgermeisterin Renate Brauner (S) brachte bei einem Gala-Dinner Wiener Kultur ans chinesische Volk, konkret die Erfolgsproduktkionen der Vereinigten Bühnen Wien. Interesse von chinesischen Partnern gebe es bereits, sagte sie. Zudem wirbt Wien mit Umwelttechnologien und präsentierte der geneigten chinesischen Presse die Vorzüge der Stadt von Müll- und Wasserwirtschaft bis hin zum öffentlichen Verkehr.
Shanghai erwarte schließlich in naher Zukunft einen Bevölkerungsanstieg auf 25 Millionen, führte Faymann aus. Da sei es schon angebracht, sich über Umwelt den Kopf zu zerbrechen, schließlich sei Bürgermeister Han auch auf der Klimakonferenz von Kopenhagen gewesen. Der Kanzler zog auch einen Konnex zwischen den Österreich-Aktivitäten in Shanghai und der aktuellen Budget- bzw. Spardebatte in der Heimat: Keine Kürzungsprogramme für Wissenschaft und Forschung dürfe es geben, und überhaupt dürfe man die Budgetkonsolidierung nicht “falsch”, nämlich wachstumshemmend, durchziehen, betonte er einmal mehr.
Die Weltausstellung und ihre Besucherzahlen findet Faymann schlicht “beeindruckend” – auch wenn China Unkenrufen zufolge die angepeilten 70 Millionen Besucher eventuell nicht erreichen könnte. Aber bis Oktober ist ja noch viel Zeit, und schon jetzt wird über eine mögliche Verlängerung der Expo über den 31.10. hinaus spekuliert. Der Österreich-Pavillon hat nach Angaben Androschs “bis zu 21.000 Besucher pro Tag – viel mehr wollen wir auch gar nicht”. Allzu lange Schlangen nämlich trüben die Laune auch der geduldigsten Chinesen.
Androsch findet, “wir haben uns vom Start weg gut präsentiert – jetzt kommen die Mühen der Ebene”, unter anderem ein langer, heißer Sommer. Mit dem 16 Millionen Euro teuren Expo-Auftritt habe Österreich eine “Visitenkarte” geschaffen, es liege nun an den heimischen Firmen, die Gelegenheit zu nutzen. Ob sich der Aufwand wirklich rentiert, sei nicht in Zahlen zu fassen. “Aber ohne Visitenkarte hätten wir uns mit Sicherheit Schaden zugefügt.”
Die Frage der Menschenrechte sei bei dem Gespräch mit dem Bürgermeister nicht aufs Tapet bekommen, sagte Faymann auf eine dahingehende Journalistenfrage. “Mit einem Regierungschef würde ich das machen”, ein solches Treffen sei sich aber “so nebenbei beim Shanghai-Besuch nicht ausgegangen”. Er plane eine offizielle Reise nach Peking – “da ist ein Besuch, ohne die Menschenrechte anzusprechen, undenkbar”. Androsch plädierte aber dafür, bei diesem Thema die Kirche im Dorf zu lassen: “Wo nehmen wir eigentlich die Berechtigung her, den Oberlehrer zu spielen?” fragte er. Österreich und Europa hätten in ihrer Geschichte ja auch zahlreiche Kapitel vorzuweisen, die keine menschenrechtlichen Ruhmesblätter seien. “Spielen wir da nicht so die Obermoralinsauren.”