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Großdemonstration in Türkei gegen Islamisierung

Türkei - In der türkischen Hafenstadt Izmir haben sich am Sonntag mehrere hunderttausend Menschen zu einer Demonstration gegen die Regierung und für eine säkulare Staatsordnung versammelt.

Die Organisatoren äußerten die Hoffnung, dass die Großdemonstration die säkulare Opposition vor der Parlamentswahl im Juli stärken könne. Sie rechneten im Laufe des Tages mit über zwei Millionen Teilnehmern. Die Kundgebung wurde von einem Bombenanschlag überschattet, bei dem am Samstag in der Stadt ein Mann getötet und 14 Menschen verletzt worden waren.

Die Protestierenden zogen mit türkischen Flaggen und Bildern des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk durch die Straßen der drittgrößten Stadt des Landes und riefen „Die Türkei ist und bleibt säkular“ und „Ein Nein zur Scharia“. Sie hielten türkische Flaggen in den Händen und erinnerten mit Porträts des Staatsgründers Kemal Atatürk an dessen Prinzip, in der Türkei Religion und Staat strikt zu trennen. Hunderte von Demonstranten bekundeten auf Booten vom Meer aus ihre Solidarität. 3000 Polizisten waren im Einsatz.

Die im Islamismus verwurzelte Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat die weltlich orientierten Eliten des Landes gegen sich aufgebracht, die eine schleichende Islamisierung des Landes befürchten. Stein des Anstoßes sind die Ambitionen von Erdogans AK-Partei (Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei) auf das Präsidentenamt, das die säkulare Elite als ihre Bastion verteidigen möchte. Der jetzige Präsident Necdet Ahmet Sezer ist ein strenger Verfechter des Laizismus.

In den vergangenen Wochen kam es bereits mehrfach zu Demonstrationen. Die Regierung sah sich schließlich gezwungen, vorgezogene Wahlen auszurufen. Als Datum wurde der 22. Juli festgelegt Umfragen zufolge wird die AKP als stärkste Kraft aus der Abstimmung hervorgehen, sie wird möglicherweise jedoch eine Koalitionsregierung bilden müssen. Die politische Krise hat dazu geführt, dass sich Oppositionsparteien zusammentun, um die in der Türkei geltende hohe Zehn-Prozent-Hürde zu schaffen.

Die Menschen hatten sich auch nicht von einem am Vortag verübten Bombenanschlag von einer Teilnahme an der Demonstration abschrecken lassen. Dabei war am Samstag nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi ein Mann ums Leben gekommen. Weitere 14 Menschen wurden verletzt. Über die Motive für den Anschlag wurde zunächst nichts bekannt.

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