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Grinzing: Fiaker statt Auto?

Wenn in Grinzing nur mehr die Fiaker rollen: Heurigenwirte plädieren für die Aussperrung des motorisierten Durchzugsverkehrs ab 18 Uhr

Zwei höchst traditionsreiche Wiener Institutionen könnten schon bald eine Partnerschaft eingehen: Der Heurigenort Grinzing wirbt um die Fiaker, die für Fahrten zu den beliebten Gaststätten “eingespannt” werden sollen. Geht es nach dem Wunsch einiger Grinzinger Wirte, dann dürfen in Zukunft am Abend überhaupt nur mehr Pferdegespanne durch den Ort rollen. Motorisierten Gefährten soll die Durchfahrt ab 18 Uhr verboten werden.

“Die Belästigung durch den Verkehr ist nicht mehr zu ertragen”, brachte der Heurigenwirt Franz Hengl das Motiv für diese Forderung auf den Punkt. Vor allem der Durchzugsverkehr hat es dem umtriebigen Grinzinger angetan: “Durch den fühlen sich nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Gäste gestört!” Planerische Konzepte mit Umfahrungs-Möglichkeiten und Tiefgarage gibt es seinen Angaben zufolge schon seit 25 Jahren. “Sie wurden aber nie umgesetzt”, kritisierte Hengl.

Doch auf gesperrten Straßen können auch die Freunde des Weins nicht in die Grinzinger Gaststätten strömen, wie der Wirt eingesteht. Aus diesem Grund haben sich Hengl und seine Mitstreiter Alternativen einfallen lassen, die nicht nur umweltfreundlich, sondern auch stilvoll sind. Wenn auch nicht unbedingt wohlfeil: Der vorgeschlagene Fiaker-Shuttleservice zwischen der U-Bahnstation Heiligenstadt und dem Döblinger Weinort, kostet laut Hengl pro Fahrt und Person rund 200 Schilling.

Franz Hengl hat darum auch günstigere Varianten, etwa den Einsatz größerer Pferdekutschen, vorgeschlagen. Die Inanspruchnahme dieses Dienstes kommt seinen Berechnungen zufolge nicht teurer als die Fahrt mit einem Taxi. Und Hengl vergaß auch nicht, die “Öffis” Bus und Straßenbahn zu erwähnen. Ab wann die Aussperrung des Durchzugsverkehrs Wirklichkeit werden soll, ist zumindest für Hengl keine Frage: “Natürlich sofort!”

Den Einwand, wonach sich potentielle Grinzing-Gäste dadurch von einem Besuch im wohl prominentesten Heurigenort abhalten lassen könnten, hält Hengl für berechtigt. Zusatz: “Aber das müssen wir in Kauf nehmen! Es ist höchste Zeit durch konkrete Projekte den Weinbau in Grinzing rentabel zu erhalten und somit auch Infrastruktur und Image des Ortes.”(14.8.99)

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