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Griechenland: Staatstrauer für die 121 Toten

Mit Staatstrauer hat Griechenland am Dienstag der 121 Todesopfer des Flugzeugabsturzes vom Sonntag gedacht. Die Fahnen auf allen öffentlichen Gebäuden wurden in der Früh auf Halbmast gesetzt. Zu Mittag wurden in den Behörden und Ämtern drei Schweigeminuten eingelegt. Die Regierung wollte sich in der Athener Kathedrale zu einer Andacht treffen.

Auch Zypern, wo am Montag eine dreitägige Staatstrauer begonnen hat, gedachten zahlreiche Menschen bei Trauerfeiern der Toten. In der Nacht auf Dienstag zündeten Einwohner der Hauptstadt Lanarca hunderte Lichter an. Für Dienstagmittag war auch in der Kathedrale von Nikosia eine Andacht geplant. Die meisten Radiosender spielten Trauermusik.

Die am Sonntag in Griechenland abgestürzte Boeing 737 flog laut Regierungsangaben bis zu drei Stunden per Autopilot in etwa 10.400 Metern Höhe. Schließlich ging der Treibstoff aus und sie zerschellte in den Bergen vor Athen, wobei die meisten der 121 Passagiere bis zuletzt am Leben waren.

Nachdem die Piloten aus mysteriösen Gründen das Bewusstsein verloren hatten, versuchten zwei Personen offenbar, im Cockpit die Kontrolle zu übernehmen, sagte Regierungssprecher Theodoros Roussopoulos. Nach der Autopsie der 26 bis zum Dienstag identifizierten Leichen gehen die Athener Gerichtsmediziner davon aus, dass sie bis zum Absturz lebten.

Unter den untersuchten Opfern befanden sich auch der Kopilot und ein Flugbegleiter, der sich beim Absturz im oder vor dem Cockpit befunden haben muss. „Seine Lungen und sein Herz arbeiteten”, sagte Nikos Kalogrias über den Flugbegleiter. „Er lebte bis zum Absturz und starb an den dabei erlittenen Verletzungen.”

Die Piloten der zwei griechischen Kampfjets, die das Unglücksflugzeug bis zum Absturz begleiteten, sahen, wie der Kopilot über der Steuerkonsole zusammengebrochen war. Der erste Pilot, ein Deutscher, sei offenbar nicht im Cockpit gewesen, sagte Roussopoulos. Die Sauerstoffmasken hätten unbenutzt von der Decke gebaumelt. Ob es sich bei den Personen, die die Steuerung des Flugzeuges übernehmen wollten, um Crew-Mitglieder oder Passagiere handelte, sei nicht zu erkennen gewesen.

Die Behörden erklärten noch am Sonntag, ein technischer Defekt habe offenbar zu einem Druckabfall in großer Flughöhe geführt. Die Piloten meldeten eine halbe Stunde nach dem Start im zypriotischen Lanarka Probleme mit der Klimaanlage. Ein Sprecher der zyprischen Fluggesellschaft Helios Airways sagte indes, die erst 1998 gebaute und bis 2004 von der Deutschen BA geflogene Boeing sei ohne Mängel gewesen und erst vor einer Woche überholt worden. Bei einem Druckabfall wären überdies die Piloten die ersten gewesen, die ihre Sauerstoffmasken hätten aufziehen müssen.

Erschwert wird die Aufklärung des rätselhaften Absturzes, weil der Stimmrekorder möglicherweise nicht ausgewertet werden kann. Der Kasten, in dem sich der Rekorder normalerweise befindet, sei leer gewesen, sagte der Chef der griechischen Flugsicherheitsbehörde, Akrivos Tsolakis. Das Gerät wurde offenbar beim Aufschlag der Maschine aus der Verankerung geschleudert. „Einziger Lichtblick ist jetzt der Flugdatenschreiber.” Dieser werde am Mittwoch nach Paris geschickt, um dort gelesen zu werden.

In der Hafenstadt Larnaka auf Zypern durchsuchte die Polizei die Büroräume von Helios Airways. Ein zypriotischer Regierungssprecher sagte, mit der Aktion sollten Dokumente und anderes Beweismaterial für die weiteren Ermittlungen sichergestellt werden.

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