SPÖ-Klubchef Josef Cap versuchte zwar, an die Vernunft zu appellieren und beschwor ein gemeinsames Vorgehen bei der Umstrukturierung der Finanzmärkte. Davon wollte die Opposition allerdings nichts wissen, sie schoss sich voll auf Finanzminister Josef Pröll (V) ein.
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache empörte sich darüber, dass über die finanzielle Unterstützung für Griechenland “keine Volksbefragung, keine Volksabstimmung und kein Parlamentsbeschluss” erfolgt sei. Er versuchte sich auch als Orakel und deutete den Achillessehnenriss Prölls als schlechtes “Omen”. Österreich werde keinen einzigen Euro, den es nach Athen schickt, wiedersehen. Pröll schaffe es selbst nicht, keine neuen Schulden zu machen und wolle “uns weiß machen, die Griechen würden das schaffen”. Die Griechenland-Pleite bedeute pro Österreicher 700 Euro an Neuverschuldung. Wenn man der griechischen Bevölkerung helfen wolle, solle man die Drachmen wieder einführen, so Strache.
Mit Weisheiten aus dem Fernen Osten eröffnete Alexander Van der Bellen (G) seine Rede. “Mögest du in interessanten Zeiten leben” sei im Chinesischen ein “Fluch”, sagte er. Die Griechenland-Hilfe verteidigte der außenpolitische Sprecher der Grünen, kritisierte aber das “inkompetente Vorgehen” der EU-Minister, allen voran der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die bei den Verhandlungen um die Griechenland-Rettung lange auf der Bremse gestanden war. Van der Bellen sprach sich dafür aus, dass Griechenland einen Beitrag leisten müsse, denn “Fälschen darf sich nicht lohnen”. Es plädierte gleichzeitig für ein Umschuldungs-Verfahren mit Teilnachlässen und unter Beteiligung aller Gläubiger, auch der Schweizer Banken, sonst komme Griechenland aus der Misere nicht heraus. Denn “die Rosskur darf nicht dazu führen, dass der Patient nachher tot ist”. Ein Umstieg in Drachmen würde die griechischen Schulden nicht kleiner machen, sie wären größer, warnte Van der Bellen.
Heftige Attacken gegen Pröll ritt der BZÖ-Abgeordnete Ewald Stadler. Er warf dem Finanzminister vor, völlig ratlos zu sein. Die Hilfeleistungen für Griechenland würden bei den Bürgern Angst und Zorn auslösen. Das, was die EU Griechenland verordnet habe, führe das Land ins Chaos. Überhaupt sei das Rettungspaket ein Bankenpaket. Die Währungsunion werde zu einer Haftungsunion, bei der sich auch jene an Haftungen beteiligen, “die selbst Haftungskandidaten sind: Das ist Pyramidenspiel”, so Stadler. Die BZÖ-Forderung nach einem “zweiten Euro” für wirtschaftsschwache Länder beantwortete ein Zwischenrufer aus den ÖVP-Reihen mit “Kärntner Gulden”.
Verteidigt wurde die Griechenland-Hilfe von SPÖ und ÖVP. Auch Österreich sei an einem stabilen Euro interessiert, sagte Cap. Die Griechenland-Kredite seien im Interesse Österreichs, denn es stünden Exporte und Arbeitsplätze auf dem Spiel, sagte der SPÖ-Klubobmann, ergänzte aber, dass man “einige vor Gericht sehen” wolle; und zwar jene, die sich der Korruption schuldig gemacht haben. Er sprach sich dafür aus, Steueroasen zu schließen, damit die Spekulanten das Geld nicht weiter um die Welt schicken können. Man müsse den Finanzmarkt besser kontrollieren und die Ratingagenturen, die er als “Kollaborateure der Krise” bezeichnete, unter die Lupe nehmen. Auch bei Neuaufnahmen in die Euro-Zone und die EU müsse man künftig “sehr genau hinschauen”.
Die SPÖ-Forderungen nach neuen Steuern für den Finanzsektor wies ÖVP-Klubchef Karlheinz Kopf zurück. Bei der Griechenland-Krise gehe es um mehr als nur “um ein paar Reiche, die ihre Steuern nicht gezahlt haben”. Es sei nicht sinnvoll, nur nach neuen Steuern zu rufen. Die Situation in Griechenland sei zwar zum großen Teil selbst verschuldet und die Leute seien zu recht zornig. Trotz dieser Missstände dürfe man das Land aber nicht alleine lassen. “Die Vernunft zwingt uns zur Hilfe.” Griechenland den Sessel vor die Tür zu stellen, würde das Ende der EU bedeuten. Kritik an der gemeinsamen Währung ließ Kopf nicht gelten. “Wir brauchen den Euro”, ohne ihn hätte die Finanzkrise Österreich viel härter getroffen.