Griechen stürmen den Olymp
Otto Rehagel und das griechische Nationalteam haben es geschafft, die Hellenen stehen im Finale der Fußball-EM 2004. Griechenland, als krasser Außenseiter ins Turnier gegangen, zog am Donnerstag im Halbfinale in Porto auch den hoch favorisierten Tschechen den Nerv und siegte nach Silver Goal von Dellas in der 105. Minute mit 1:0. Im Finale am Sonntag in Lissabon treffen die defensivstarken Griechen auf Gastgeber Portugal, dieselbe Paarung hatte es im Eröffnungsspiel der Endrunde gegeben (2:1 für Griechenland).
Tschechien begann wie aus der Pistole geschossen, Rosicky traf mit einem Volley aus 17 Metern die Latte (3.), bei einem Schuss von Jankulovski parierte Keeper Nikopolidis glänzend (6.). Der tschechische Express schien in gewohnter Manier zu rollen, die Anfangseuphorie entpuppte sich jedoch rasch als Strohfeuer. Die Griechen brachen mit ihrer (deutschen) Disziplin den Rhythmus der Tschechen und setzten deren gefährlichste Offensivwaffen außer Gefecht – Seitaridis bewachte Baros vorzüglich, Kapsis und Dellas hängten Koller an die Kette”. Zu allem Überdruss musste in der 40. Minute Spielmacher Pavel Nedved vom Feld. Der Super-Techniker verletzte sich bei einem Schussversuch. Mit Tränen in den Augen verließ der 31-Jährige den Rasen.
Der tschechische Trainer-Fuchs” Karel Brückner hatte also in der Halbzeit jede Menge zu tun, um seine Mannen moralisch und taktisch wieder aufzurichten. Und auch ohne Nedved versuchten die Tschechen unermüdlich, das griechische Bollwerk auszuhebeln. Bei einem Trikot-Zupfer von Dellas im Strafraum gegen Koller blieb jedoch die Pfeife von Schiri Collina stumm (54.), ein Kopfball von Leuchtturm” Koller (59.) verfehlte das Tor.
Die stets geduldig auf ihre Chance lauernden Hellenen entblößten ihre Abwehr weiterhin in keiner Weise, rochen jedoch nach rund einer Stunde etwas Lunte. Kopfbälle von Fyssas (64.) und Vryzas (67.) bedeuteten erstmals echte Gefahr für den tschechischen Keeper Cech. Das Finale der regulären Spielzeit gehörte dann aber wieder den Tschechen, nach herrlichem Doppelpass mit seinem Dortmunder Klubkollegen Rosicky verfehlte Koller hauchdünn (80.), ebenso wie Baros, der sich gegen die gesamte griechische Abwehr durchsetzte und von der Strafraumgrenze abzog (83.).
Die dritte Verlängerung im EM-Verlauf war perfekt. Damit wurde die Begegnung endgültig zur Nervenschlacht, in der der Underdog aus Südeuropa den unbeschwerteren Eindruck machte. Plötzlich präsentierte sich die tschechische Hintermannschaft anfällig, nach Vorlage von Charisteas rettete der Cech bei einem Kopfball von Giannakopoulos (94.), wenige Sekunden später scheiterte neuerlich Giannakopoulos (95.). Während die Tschechen nicht mehr zu ihrem Spiel fanden, hatte Dellas nach Tsiartas-Freistoß die Entscheidung in der 103. Minute erstmals auf dem Kopf. Sekunden vor dem Abpfiff hatte der AS-Roma-Kicker dann mehr Glück, nach Tsiartas-Corner war Dellas zur Stelle – Griechenland steht damit erstmals im Finale eines großen Turniers, Tschechien war hingegen am Boden zerstört.