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Griechen sind Europameister

Unglaublich, aber wahr: Der krasse Außenseiter Griechenland machte am Sonntag die Sensation perfekt und sicherte sich durch einen 1:0-Finalerfolg gegen Gastgeber Portugal erstmals den EM-Titel.

Vor 62.865 Zuschauern im Estadio da Luz von Lissabon sorgte Angelos Charisteas in der 57. Minute mit seinem Kopfballtreffer für die Riesen-Überraschung – die Griechen schrieben vier Jahre vor der nächsten EM in Österreich und der Schweiz damit Sport-Geschichte. Die Auswahl des deutschen Trainer-Routiniers Otto Rehhagel war als Mannschaft der Namenlosen zu den Titelkämpfen gekommen, ihre Geschlossenheit war aber der Schlüssel zum Triumph. Bei der bisher einzigen EM-Teilnahme 1980 in Italien war „Hellas” sieglos nach der Vorrunde wieder nach Hause gefahren.

Diesmal waren sogar zahlreiche Spieler, die bei ihren Vereinen nur ein Reservisten-Dasein gefristet hatten, im Team und einer von ihnen stellte die Fußball-Welt endgültig auf den Kopf: Werder Bremen-Ersatzmann Charisteas traf per Kopf nach Eckball von Angelos Basinas zur Entscheidung. Ähnlich unglaublich war zuletzt der dänische Europameisterschafts-Titel 1992 gewesen.

Beide Teams waren einander schon am 12. Juni im Eröffnungsspiel der Euro 2004 gegenüber gestanden: Die Griechen hatten sich damals mit einem überraschenden 2:1-Erfolg als Partyschreck erwiesen und den Gastgeber geschockt. In Folge hielten die Griechen auch Spanien sowie Russland in den Gruppenspielen auf Distanz und danach war auch in der K.o.-Phase kein Halten mehr: Der griechische Abwehr-Beton hatte Titelverteidiger Frankreich und Tschechien zur Verzweiflung gebracht.

Zunächst bekamen die Fans eine farbenfrohe Feier im „Stadion des Lichts” zu sehen. Nelly Furtado hatte mit ihrer Hymne „Forca” für Stimmung gesorgt, doch bei den Akteuren auf dem Feld war zunächst Vorsicht Trumpf. Erst nach einer knappen Viertelstunde war bei einem Schrägschuss von Miguel, den Nikopolidis am langen Eck vorbeidrehte (14.), annähernd Torgefahr gegeben. Bei der ersten guten griechischen Kombination rettete auf der Gegenseite Ricardo vor dem anstürmenden Charisteas (16.). Schüsse von Pauleta (17.) und Maniche (24.) waren danach die weiteren nennenswerten Aktionen einer schwachen ersten Halbzeit.

Zwölf Minuten nach dem Wechsel war es soweit: Bei einem Eckball von Basinas war Charisteas zur Stelle – 0:1. Portugal war geschockt – es gab zwar noch Möglichkeiten für Ronaldo (60. und 75), Figo (64. und 89.) und Ricardo Carvalho (81.), aber am Sieg der Griechen änderte sich nichts mehr.

Otto Rehhagel (Teamchef der Griechen): “Das ist ein außergewöhnliches Ereignis für den griechischen Fußball. Wir haben Chancen herausgespielt, hätten aus einem Konter das 2:0 machen müssen. Die Portugiesen waren zwar technisch besser, aber die Tore müssen sie schon selber schießen. Hoffentlich können wir jetzt überhaupt noch nach Athen rein, dort wird sich Unglaubliches abspielen.”
Luiz Felipe Scolari (Teamchef der Portugiesen): “Wir bitten alle Portugiesen um Vergebung, weil wir das Tor, das wir alle wollten, nicht zu Stande gebracht haben. Sie haben mit ihrer Defensive gewonnen und weil sie wussten, auf so eine Art zu spielen. Heute haben wir Pech gehabt und ein Mal nicht aufgepasst. Es ist schwer und hart so zu verlieren…”

Portugal – Griechenland: 0:1 (0:0)
Estadio da Luz, 65.000, SR Markus Merk
Tor: 0:1 (57.) Charisteas
Portugal: Ricardo – Miguel (43. Paulo Ferreira), Ricardo Carvalho, Jorge Andrade, Nuno Valente – Costinha (60. Rui Costa), Maniche – Cristiano Ronaldo, Deco, Figo – Pauleta (74. Nuno Gomes)
Griechenland: Nikopolidis – Seitaridis, Kapsis, Dellas, Fyssas – Charisteas, Zagorakis, Katsouranis, Basinas, Giannakopoulos (76. Venetidis) – Vryzas (81. Papadopoulos)

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