Erste Hilfslieferungen im Gazastreifen eingetroffen

Das ägyptische Staatsfernsehen zeigte mehrere Lastwagen, die den Grenzübergang in Rafah passierten. Von palästinensischer Seite aus überquerten 36 leere Lastwagen den Grenzübergang in Richtung Ägypten, wo sie mit weiteren Hilfslieferungen beladen werden sollten.
Grenzöffnung für humanitäre Hilfe: Biden vermittelt, Israel stimmt zu
Die Grenzöffnung zur Lieferung von humanitärer Hilfe war von US-Präsident Joe Biden vermittelt worden. Israel, das den Gazastreifen nach dem Großangriff der Hamas komplett abgeriegelt hatte, stimmte unter der Bedingung zu, dass zunächst 20 Lastwagen in den Gazastreifen fahren dürfen. Die Hilfsgüter dürfen demnach nur im Süden des Palästinensergebiets an Zivilisten verteilt werden und nicht in die Hände der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas fallen.
Wie lange die Grenze für Hilfslieferungen offen bleiben sollte, blieb zunächst unklar. Zuletzt hatten sich etwa 170 Lastwagen mit humanitären Versorgungsgütern auf ägyptischer Seite vor dem Übergang gestaut. Die Lkw seien bereit und auf "Stand-by", sagte eine Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Samstag in Kairo.
Ein Team aus Medizinern sollte mit den Lastwagen ebenfalls in den Gazastreifen einfahren. Die Vorbereitungen zur Einfahrt seien zunächst gestoppt worden wegen neuer Luftangriffe Israels in den frühen Morgenstunden, hieß es aus Sicherheitskreisen.
Medizinisches Team auf Stand-by: Neue Luftangriffe stoppen Vorbereitungen
Rafah gilt als der einzige Weg, dringend benötigte Hilfe in den Gazastreifen zu bringen. Israel hatte einer Öffnung des Grenzübergangs für die Lieferung von Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten zugestimmt. Die Lkw und Krankenwagen waren bei einem Großaufgebot an Sicherheitskräften zur Grenze gefahren. Auf einigen steht geschrieben: "Für unser Volk in Palästina".
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz begrüßte das Anlaufen von Hilfslieferungen. "Es ist gut und wichtig, dass jetzt erste humanitäre Hilfe für die Menschen in Gaza kommt. Sie brauchen Wasser, Nahrung und Medikamente - wir lassen sie nicht allein", schrieb Scholz am Samstag auf der Plattform X, früher Twitter. Die deutsche Bundesregierung setze sich weiter über alle Kanäle dafür ein, das Leid in diesem Konflikt zu lindern, schrieb der SPD-Politiker.
Internationale Reaktionen: Scholz begrüßt, Cleverly warnt
Der britische Außenminister James Cleverly warnte, die Öffnung des ägyptischen Grenzübergangs Rafah dürfe kein einmaliges Ereignis sein. "Lastwagen mit lebensrettenden Hilfsgütern beginnen nun, Rafah nach Gaza zu überqueren", teilte Cleverly bei X mit. "Die Hilfe ist eine Rettungsleine für die Leidenden. Aber sie darf keine einmalige Sache sein. Das Vereinigte Königreich setzt sich weiterhin für humanitären Zugang zum Gazastreifen ein."
UNO-Generalsekretär António Guterres hatte den Grenzübergang am Freitag auf ägyptischer Seite besucht und eine rasche Abfahrt für die Laster gefordert. Zwei Millionen Menschen im Gazastreifen würden "enorm leiden", weil ihnen unter anderem Wasser, Nahrungsmittel und Medikamente fehlten. "Diese Lastwagen machen den Unterschied zwischen Leben und Tod für so viele Menschen im Gazastreifen." Israel verhängte nach Beginn des jüngsten Konflikts eine Blockade des Gazastreifens und riegelte die Küstenenklave damit faktisch ab.
Die Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet und dabei etwa 1400 Menschen getötet sowie rund 200 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion auf den Angriff riegelte Israel den Gazastreifen ab und startete dort massive Luftangriffe. Nach Angaben der Palästinenserorganisation Hamas wurden seit Kriegsbeginn mindestens 4137 Menschen in dem Gebiet getötet und 13.162 weitere verletzt.
(APA/AFP/dpa/Reuters)