"Greenflation": Gewessler Schuld an hohen Energiepreisen

WKÖ-Präsident Harald Mahrer hat am Samstag in mehreren Interviews Kritik an Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) geübt. Für Mahrers Geschmack werde nämlich zu wenig über "Greenflation" gesprochen, also darüber, dass auch die Energiewende die Preise erhöhe. Und daran habe Gewessler Anteil.
WKÖ-Präsident Mahrer kritisiert Gewessler wegen "Greenflation"
Für den ökologischen Umbau fehlten jedoch Arbeitskräfte und Gerätschaften, bemängelte Mahrer etwa gegenüber der "Kleinen Zeitung". Auch gebe es beispielsweise keinen Plan, wie man jene 40-Terawattstunden-Stromlücke schließen will, die sich laut Mahrer in Österreich bis 2030 auftun werde.
"Es gibt im Klimaministerium scheinbar eine Liste für tabuloses Denken. Da kann man vieles draufschreiben. Wenn man die 'Tabulos-Liste' in eine 'Realismus-Liste' transformiert, dann muss man viele Dinge streichen", sagte der WKÖ-Präsident dem "Kurier".
Mahrer wirft Gewessler auch Populismus vor
Zudem muss sich Gewessler laut Mahrer den Vorwurf gefallen lassen, populistisch zu agieren: "Denn wenn uns die Frau Klimaministerin (Leonore Gewessler, Grüne, Anm.) vor einem Jahr mit breitem Grinsen erklärt hat, die Sonne und der Wind schicken uns keine Energierechnung, aber nicht dazusagt, dass uns die Sonnen- und Windstromanbieter sehr wohl Rechnungen schicken, dann bin ich der Meinung, dass der Populismus im ganzen Land verbreitet ist", kritisierte Mahrer wiederum gegenüber den "Salzburger Nachrichten".
Grüne nehmen Kritik mit "Bedauern zur Kenntnis"
Die Grünen nahmen die Aussagen Mahrers am Samstag mit "Bedauern zur Kenntnis", wie Generalsekretärin Olga Voglauer in einer schriftlichen Stellungnahme festhielt. Mahrer habe sich "einmal mehr rhetorisch an eine fossile Technologie geklebt, wie ein Aktivist des alten Denkens". Wie ernst es die Bundesregierung mit der Energiewende und -Unabhängigkeit nimmt, sehe man nicht nur an der 600 Millionen Euro Photovoltaik-Förderung, die 2019 noch läppische 21 Millionen Euro betragen habe, sondern auch an den vielen Gemeinden, die dank Photovoltaik ihren eigenen, billigeren und sauberen Strom vor Ort erzeugen. "Das ist die Zukunft, das ist der Weg, der uns ein leistbares und gerechtes Österreich sichert", betonte Voglauer.
FPÖ und NEOS bemängeln Mahrers Aussagen
Hohn für Mahrers Kritik an den Grünen kam am Samstag von der FPÖ: "Sich darüber aufzuregen, gleichzeitig aber den Steigbügelhalter zu spielen, ist eindeutig zu wenig", feixte der blaue Generalsekretär Michael Schnedlitz. Denn schließlich liege es an der ÖVP, "Gewessler und Co auch endlich einzubremsen". Dazu fehle der ÖVP jedoch der Mut.
Die NEOS nehmen Mahrer die Kritik an der Bundesregierung in Sachen Inflation nicht ab, schließlich sei "Mahrer selbst nicht nur Co-Produzent der Teuerung, sondern auch Profiteur", meint der pinke Wirtschaftssprecher Gerald Loacker. Die restriktive Gewerbeordnung verknappe das Angebot und treibe so die Preise weiter nach oben. Auch "nasche" die Wirtschaftskammer durch Kammerumlage 1 und 2 fleißig an der Inflation mit. "Anstatt also immer nur mit dem Finger Richtung Regierung zu zeigen, könnte Harald Mahrer selbst einige Hebel in Bewegung setzen, um Unternehmerinnen und Unternehmer zu entlasten", findet Loacker.
(APA/Red)