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Riesen-Überraschung bei Graz-Wahl: KPÖ stürzte ÖVP

KPÖ-Spitzenkandidatin Elke Kahr
KPÖ-Spitzenkandidatin Elke Kahr ©APA
Die Grazer Gemeinderatswahl brachte am Sonntag eine Riesenüberraschung: Die KPÖ nahm der ÖVP - mit großem Vorsprung - Platz 1 ab.

ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl zog die Konsequenz und beendete seine 18-jährige Amtszeit kurz bevor das endgültige Wahlergebnis vorlag. Elke Kahr ließ es noch offen, ob sie erste KPÖ-Bürgermeisterin einer Landeshauptstadt wird. Sie wird nun Gespräche über mögliche Koalitionen führen. Eine ÖVP-KPÖ-Koalition schlossen beide aus.

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Das Wahlergebnis

Nach dem kurz nach Nagls Rücktritt veröffentlichen vorläufigen Endergebnis (ohne Briefwahl) verlor die ÖVP 12,13 Prozentpunkte auf 25,66 Prozent, während die KPÖ auf 29,11 Prozent (plus 8,77 Punkte) zulegte. Auf Platz 3 landeten die Grünen mit einem satten Plus von 6,21 Prozentpunkten gegenüber der letzten Wahl 2017 und damit 16,72 Prozent. Dahinter liegt die FPÖ mit 11,28 Prozent (minus 4,58) knapp vor der SPÖ mit 9,66 Prozent (minus 0,39). NEOS kamen auf 5,18 Prozent (plus 1,24).

Damit kommt die KPÖ auf 15 Mandate im Gemeinderat, die ÖVP auf 13, die Grünen auf acht, FPÖ und SPÖ auf je fünf und die NEOS auf zwei. Acht Kleinparteien blieben weit unter der Mandatshürde. Die Briefwähler - über zehn Prozent der Wahlberechtigten haben Wahlkarten beantragt - könnten allerdings noch ein Mandat verschieben. Laut SORA/ORF-Briefwahlprognose könnten mit deren Auswertung am Montag die Grünen der SPÖ noch ein Mandat abnehmen.

"Mehr als schmerzhaft" für Nagl

"Es tut sehr, sehr weh, in diesem Ausmaß zu verlieren", hatte ÖVP-Bürgermeister Nagl in einer ersten Reaktion das Ergebnis kommentiert, und in einer gemeinsamen Pressekonferenz der Spitzenkandidaten stellte er fest: "Das ist mehr als schmerzhaft für mich und meine Partei". ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer dankte ihm für "seinen großartigen Einsatz", mit dem er "Graz zu dieser blühenden Landeshauptstadt gemacht hat, die sie heute ist". Nachfolger Nagls in der Stadtpartei wird Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner. Über die Wahlschlappe zeigte sich Schützenhöfer niedergeschlagen: "Auf eine Niederlage dieses Ausmaßes waren wir nicht eingestellt."

Ob Kahr Nagls Nachfolgerin als Bürgermeisterin wird, ließ die KPÖ-Spitzenkandidatin noch offen. Sie zeigte sich freudig-zurückhaltend angesichts des "Riesenerfolgs", den sie "in dem Ausmaß nicht erwartet" habe. Sie will jetzt zunächst Gespräche mit Verantwortungsbewusstsein führen, kündigte sie in einer Pressekonferenz an. Mit der ÖVP ist für sie eine Zusammenarbeit möglich, aber keine fixe Koalition.

Skepsis über Entscheidung der Grazer

Der bisherige Vizebürgermeister Mario Eustacchio (FPÖ) war schwer enttäuscht über den "Linksruck" in der steirischen Landeshauptstadt - und zeigte offen Skepsis über die Entscheidung seiner Grazer Mitbürger: "Der Wähler hat immer recht, aber ich bin mir da nicht mehr ganz sicher." Die FPÖ werde jetzt "scharfe Opposition sein, bei den Dingen, die uns da drohen".

"Überwältigt" vom Ergebnis der Grünen in Graz zeigte sich Landessprecherin und Landtagsklubobfrau Sandra Krautwaschl. Das Ergebnis sei "ein klarer Auftrag für uns, mehr Grün, mehr Klimaschutz und mehr Miteinander in dieser Stadt möglich zu machen". Die Grazer Spitzenkandidatin Judith Schwentner zeigte "große Freude" über das "klare Zeichen für den Klimaschutz".

"Das wird der Montag zeigen"

SPÖ-Spitzenmann Michael Ehmann will den Montag abwarten, die Auszählung der Wahlkarten könnte seiner Partei, die sich - angesichts des prognostizierten Absturzes - ganz gut hielt, noch etwas bringen. Er sei "vage und vorsichtig optimistisch, dass man in den Stadtsenat einziehen könnte. Das wird der Montag zeigen."

Laut der SORA-Wahlkartenprognose könnte sich diese Hoffnung vielleicht erfüllen: Denn der dritte Regierungssitz der KPÖ wackelt, der SPÖ fehlten laut der Prognose (bei 100 Prozent Auszählungsgrad) aktuell nur rund 100 Stimmen auf den Regierungssitz. Der vorläufige Stand war 3 KPÖ, 2 ÖVP, 1 FPÖ und 1 Grüne.

NEOS-Spitzenkandidat Philipp Pointner zeigte sich erfreut, dass die Pinken gewachsen sind - und kündigte an, konstruktiv mitarbeiten zu wollen.

(APA)

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